Freiburger historische Bestände - digital

82 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1892.)

seitens des Magnetiseurs und der Somnambule vorhanden
sind, ist, dass Sympathie und Harmonie zwischen dem
Magnetiseur und der Somnambule bestehen müssen, damit
sich höher entwickelte geistige Wesen angezogen fühlen, —
denn man zieht das an, was man selbst ist.

„So nun führet ein Gott den Gleichen immer zum Gleichen."

„Odyssee" 17, 218.

Man niuss oft recht lange untersuchen und probiren,
ehe man den Aussagen, die durch eine Somnambule
gemacht werden, trauen darf. Sie selbst betrügt nicht,
aber die Truggeister der Diakkas, wie Davis sie nennt,
stellen sich meistens zuerst ein. Besitzt aber ein Magnetiseur
eine gute Somnambule, so hat er Gelegenheit, Dinge zu
hören, die ihn glücklich machen können.

Ich hatte kürzlich zu gleicher Zeit zwei Somnambule
und eines der besten und vielseitigsten Medien in meiner
Wohnung. Ich brachte die beiden Somnambulen in Schlaf
und das Medium in Hochtrance, und es war nun in der
That höchst interessant, dem Gespräche der drei geistigen
Wesen, die von diesen drei Körpern Besitz genommen
hatten, zuzuhören. Für einen Forscher auf occultem Gebiet
ist der Somnambulismus jedenfalls eines der lehrreichsten
Phänomene. Doch gebe ich du Prel Recht, der mir einmal
schrieb: — „Das jetzige naturwissenschaftliche Zeitalter
will durch Experimente überzeugt werden; darum ist für
Neophyien ein physikalisches Medium überzeugender." —

Ich füge Ihnen die Abschrift eines Attestes bei über
eine magnetische Heilung, die hier in Berlin viel Aufsehen
gemacht hat, und die vielleicht zur Belehrung für ähnliche
Fälle dient.

Attest.

Seit etwa dreissig Jahren bin ich mondsüchtig, so dass
ich des Nachts schlafwandelte, die Corridorthüren öffnete
und auf dem Hofe mit geschlossenen Augen, ohne dass ich
irgendwie wusste, was ich that, herum ging. Mein Mann
hielt mich oft mit Gewalt fest, doch es nützte nichts; eine
mir unbewusste, unwiderstehliche Macht trieb mich immer
wieder aus dem Bette. Kein Arzt und kein Mitte) half,
bis ich mich an Herrn Dr. Egbert Müller wandte, von dem
ich einige Artikel in der Zeitung gelesen hatte. Derselbe
führte mich zu dem Magnetiseur Herrn W. Reichel, Kronprinzen
-Ufer 29. Herr Reichel ersuchte mich, auf einem
Stuhle Platz zu nehmen, und stellte sich vor mich hin,
indem er beide Hände ruhig über meinem Kopfe hielt.
Ich fühlte sofort einen eiskalten Strom, als ob ich von