Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 88
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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88 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1892.)

Theilnahme, die man ihm auf dem Schiffe gezollt habe,
das einzige sei, was seinen Schmerz noch zu lindem vermöge,
erwiedert: — „Ich weiss nicht, gnädiger Herr, wie die
vornehmen Leute dai-Lber denken, wenn wir schlichten,
einfältigen Menschen noch einen anderen Trost haben.
Vielleicht lacht man uns aus, wenn wir uns an dem Gedanken
des einstigen Wiedersehens mit unseren Lieben
aufrichten." — „Gewiss, Jochen, es giebt auch solche, die
darüber lachen, aber mit Unrecht S "Wer weiss, was da hinter
der dunklen Pforte des Todes unser wartet i Auch ich hoffe
auf ein Wiedersehen aller meiner Lieben, — freilich erst
dann, wenn ich selbst einst nicht mehr auf Erden wandeln
werde." — „So denke auch ich, Herr! Einst hatte ich
freilich einen Genossen — jetzt haben ihn wohl längst die
Fische gefressen, denn ei ward vor Jahren bei einem Sturm
von einer Sturzweile Über Bord gespült und hin weggerissen —,
der behauptete es noch anders. Ei sagte, dass es nicht selten
schon diesseits ein Wiedersehen gebe. Er war aus Danzig
und von Geburt ein ^ oie. Auf der Weichsel war er als
Sohn einer Flösserfamiue aufgewachsen und später zur See
gegangen, Watzlarv Filarski mess er und war eine brave
Haut. . . Na, dieser Watzlarv oder Wenzel, wie er auf
deutsch genannt wurde, der wolltö einmal dee Tag der
Todten des Meeres gesehen haben, der am Clemens-T&ge
alle unter dem grossen Balzwasser zur Hube Gekommenen
in dem marmornen Tempel des Heiligen vereinige. Wir
lachten den alten Wenzel aus, aber er behauptete steif und
fest, mit seinen leiblichen Augen die vorbeischwebende
Schaar der nächtlicherweile aus dem Meere emporgestiegenen
Wanderer gesehen zu haben... Er schwur hoch und theuer,
nüchtern gewesen zu sein wie ein gedörrter Kabeljau, als er
in einsamer, stiller Mitternacht vor dem Clemens-Y&gQ jenen
luftigen Geisterzug gesehen haben wollte. Er schilderte
ihn uns mit so lebhaften Farben, dass einige unter uns irre
wurden. Auch behauptete er, über's Jahr werde er selbst
mit dabei sein, wenn die nächtliche Pilgerschaar wieder
ihre Wanderung antrete. Vielleicht hat er damit nicht
unrecht gehabt, denn schon wenige Tage nach jenem angeblichen
Erlebniss stürzte er auf Nimmerwiedersehen über
Bord... Auch vom heiligen Clemens, dem Patron des Meeres,
erzählte uns der alte Wenzel gern und oft, und war selbst,
wie man zu sagen pflegt, in seiner Art ein wunderlicher
Heiliger. Doch ich langweile Sie mit meinem Geschwätz,
Herr!" — „Nein, Jochen, fahrt nur fort. Ich höre zu. ^ Es
zerstreut mich ein wenig. Was war's mit dem heiligen
Clemens?" — „Wenzel erzählte uns, dass er einer der ersten


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