Freiburger historische Bestände - digital

94 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1892.)

bedarf, da mein Glaube bereits unerschütterlich ist, so hege
ich dennoch den Wunsch, gelegentlich Augenzeuge von
mediumistischen Phänomenen sein zu können. Ich bitte
Sie nun, wenn es Ihnen möglich ist, mir mitzutheilen,
welcher Ort der nächste von hier ist, in welchem ich
Gelegenheit finden könnte, derartige Phänomene beobachten
~ zu können, in welchem sich also ein für Freunde zugängliches
Medium befindet, und wie die Adresse dieses Mediums
lautet. Ferner bitte ich, mir die Adresse eines Mediums
oder einer Person mitzutheilen, welche auf schriftlichem
Wege Communikationen von Verstorbenen vermittelt

„Es dürfte Sie vielleicht interessiren zu erfahren, dass
sich während meiner letzten Hochschuljahre, die ich in Graz
zubrachte, ein kleiner Kreis gebildet hat (seither hat derselbe
zahlreiche Anhänger erhalten), welcher sich es zur
Aufgabe gemacht hat, mediumistische Erscheinungen zu
studiren und zu erforschen, und zu diesem Zwecke
Sitzungen veranstaltete. Leider brachten wir es, trotz
grossen Eifers, in Folge Mangels eines guten Mediums nicht
weiter, als dass wir Communikationen durch Klopfiaute
erhielten und beobachten konnten, wie sich unser Sitzungstisch
ohne unser Dazuthun nach demselben (auch nur durch
Gedanken eines Einzelnen) gegebenen ßefehlen bewegte und
sogar sich vom Boden in die Luft erhob! Uebrigens sind
ja diese Resultate für einen Cirkel, der über kein Medium
verfügt, befriedigend. Vor zwei Jahren engagirten wir, als
Miss Annie Eva Fay Vorstellungen in Wien gab, deren
einer ich beiwohnte, dieselbe zur Abhaltung von Privat-
Söancen in Graz; jedoch wurde Miss A. E. Fay, obgleich
sie bedingungsweise zugesagt hatte, daran verhindert, nach
Graz zu kommen, und so entging uns die Gelegenheit, auch
bedeutendere mediumistische Erscheinungen kritisch zu
prüfen. Neuerdings hat sich die Aussicht auf erfolgreichere
Sitzungen gesteigert, da wir im Kreise unserer Bekannten
eine Dame gefunden haben, die mediumistisch veranlagt
zu sein scheint. Sie erzählte nämlich meinem Freunde
dass, als sie unlängst an zwei Unterhosen ihres Vaters nähte,
eine derselben, welche neben ihr auf einem Stuhle lag, sich
plötzlich ohne jede denkbare Ursache in die Luft erhob
und mit lautem Krach auf das neben dem Stuhle stehende
Sopha niederfiel. Dieser Krach war so laut, dass ihr Vater,
der im Nebenzimmer sass, sie frug, ob etwas gefallen sei?
Letzterer Umstand ist wohl ein kräftiger Beweis dafür, dass
der ganze Vorgang keine Hallucination war. Dieses Mädchen
sowohl, als auch ihre jüngere, sieben Jahre alte Schwester
sind jedenfalls hellsehend, da beide manchmal behaupten