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98 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 3. Heft. (März 1892.)
so dürfte die Erklärung derselben enorm schwierig erscheinen.
Es ist schwer zu begreifen, wie grosse Mengen (— einige
Tausende —) von Leuten ohne irgend welchen auf sie
angewendeten Process — denn wir erfahren von keinem
solchen — bypnotisirt werden können, und wie die
Gesammtheit derselben einer gleichen Hallueination unterworfen
werden kann, während sie alle sich in ihrem
normalen Zustande befindlich fühlen und glauben, und
nachher noch die volle und deutliche Erinnerung dieser
Sinnestäuschung in ihrem Weiterleben als permanenten Theil
ihres Gedächtnisses zu bewahren vermögen. Man könnte
sagen, dass solches auch in Fällen von Phantasmen,
Geistererscheinungen u. s, w. geschehe, aber es ist bis jetzt
noch nachzuweisen, dass Phantasmen nicht wirkliche, von
subjectiven Eindrücken verschiedene Objecto sind. Die von
Herrn Staatsrath Aksakow in seinem Werke — „Animismus
und Spiritismus*4 — wider die Theorie der bei den
Seancen vom Medium hypnotisirten Sitzer vorgebrachten
Argumente scheinen auf diesen Fall ebenso anwendbar, wie
— wenn Hypnotisirung die wirkliche Erklärung ist —
gleich unverwendbar. In beiden Fällen werden Wunder
verrichtet, und der Hypnotismus steht zur Erklärung des
einen wie des anderen zur Verfügung. Die photographische
Kamera würde die Kreuzprobe liefern, und ihre Verwendung
wird von immer grösserer Wichtigkeit als letztes Kriterium
zwischen subjectiven und objectiven Phänomenen. Ich
freue mich, wenn meine frühere Erwähnung dieses Gegenstandes
einiges Interesse erregt haben sollte, und ich hoffe,
dass die citirte Stelle von einigem Werthe sein werde.
Gestatten Sie mir auch, meinen freundlichsten Dank*) für
die mir von Ihnen übersendeten Hefte Ihres Journals auszusprechen
, und schätzen Sie mich für
Ihren aufrichtigst ergebenen
Mdmund Selous.
Die erläuternden Stellen.
Verwandt mit diesen indischen Gaukeleien,**) obgleich
von professionellen Gauklern, die keinen Anspruch auf einen
*) Wir haben vielmehr noch für die höchst schätzbare Mühewaltung
zu danken, der sich der Herr Verfasser persönlich unterzogen
hat, die folgenden Stellen jedenfalls in der grossen Londoner
Museumsbib'iothek für uns ausfindig, und uns zu einem ebenso
überraschenden als erfreulichen Julkiapp oder Weihnachts- und Neu-
jahrsgeschenk zu machen. — DieRedaction.
**) Man vergleiche hierzu noch unseren jüngsten Artikel: — „Die
mohamedunischen Fakire und ihre Wunder" — in „Psych. Studien"
Februar-Heft 1892, S. 83 ff. <*owie Kurze Notken sub c) d) e) des
vorliegenden Heftes. — Derüebersetzer.
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