Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 99
(PDF, 168 MB)
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S e 1 o u s : Erläuternde Stellen z. d. Kunststücken indischer Gaukler. 99

religiösen Charakter ihrer Vorführungen erheben, dargestellt,
ist eine Klasse von Verrichtungen, die man als einfache
Erfindungen betrachten könnte, wenn sie nur von einem
einzigen Verfasser berichtet werden, die aber hervorragende
Beachtung zu verdienen scheinen, wenn sie von einer Beihe
von gegenseitig von einander ganz unabhängigen und in
langen Zwischenräumen von Zeiten und Orten schreibenden
Berichterstattern wieder erzählt werden.

Unser erster Augenzeuge ist Ihn Batuta, und es wird
nöthig sein, ihn sowohl, wie die übrigen in gehöriger Folge
zu citiren, um zu zeigen, wie genau ihre Zeugnisse über-
einstimmen. Dieser arabische Reisende war bei einem
grossen Gastmahl am Hofe des Vicekönigs von Khansa
{Polo nennt es „Kinsay" oder „Hungchaufu") zugegen: —

„An demselben Abend trat ein Gaukler auf, welcher
einer von des Khan?$ Sklaven war, und der Amir sagte zu
ihm: — 'Komm und zeige uns einige von Deinen Wundern!'
— Hierauf nahm er eine hölzerne Kugel mit mehreren
Löchern darin, durch welche lange Lederriemen gezogen
waren, und indem er einen davon ergriff, schleuderte er sie
in die Luft. Sie flog so hoch, dass wir sie ganz aus dem
Gesicht verloren. Es war die heisseste Jahreszeit, und
wir befanden uns aussen in der Mitte des Palasthofes.
Es blieb jetzt nur ein kleines Ende eines Lederriemens in
des Gauklers Hand, und er verlangte, dass einer von den
Knaben, die ihm beistanden, dasselbe ergreifen und erklettern
solle. Er that dies und klomm am Lederrieraen empor,
bis wir ihn ebenfalls aus dem Gesicht verloren. Der
Gaukler rief ihn alsdann drei Mal; da er aber keine
Antwort erhielt, ergriff er ein Messer, als ob er in grosser
Wuth wäre, klomm an dem Lederriemen empor und
verschwand ebenfalls* Nach und nach warf er eine von
des Knaben Händen herab, dann einen Fuss, dann den
anderen Fuss, und zuletzt von allen den Kopf* Dann kam
er selbst herunter, ganz schnaubend und ächzend und an
seiner Kleidung über und über blutig, küsste den Fuss-
boden vor dem Amir und sagte etwas in chinesischer
Sprache zu ihm. Der Amir ertheilte als Antwort einen
Befehl, und unser Freund nahm hierauf des Burschen
Glieder, legte sie in gehöriger Ordnung zusammen und gab
ihnen einen Fuszstoss, als plötzlich! der Knabe wieder da
war, aufsprang und vor uns stand. All dieses setzte mich
über die Maassen in Erstaunen, und ich hatte einen
Anfall von Herzklopfen gleich demjenigen, welches mich
einmal früher überfiel in Gegenwart des Sultans von
Indien, als er mir etwas von derselben Art zeigte.

7*


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