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Wittig: Mrs. Annie Besant
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anderen Leuten mitzutheilen. Es komme übrigens gar
nicht darauf an, durch Wunder Anhänger zu gewinnen.
Die innersten Geheimnisse der 'Brüderschaft in den Schnee-
bergen' dürfen auch nicht Jedem mitgetheilt werden, denn
wer dieser Geheimnisse einmal theiJhaftig sei, der vermöge
einen Menschen durch blosse Willenskraft auf grosse Entfernung
hin zu tödten, ohne dass eine Spur des Thäters
sichtbar sei. U. s. w. Schliesslich sollen nach ihr Piaton,
Paracelms und Cagliostro zu den Eingeweihten gehört haben.
Eine grosse Zeitung in England widme den Tollheiten
täglich 4 bis 6 mit Kleinschrift gedruckte Raumspalten.
Auf die Frage, wie man sich mit den grossen geheimnissvollen
Lehrern in Indien und Tibet in Verbindung setzen
könne, antworte Frau Besant spöttisch, sie könne ebensowenig
einen Einführungsbrief an sie, wie an den Zaren
geben; wer aber viele Jahre der Entsagung lebe, der werde
dann „wahrscheinlich" mit ihnen in Verbindung kommen
und ihr Schüler werden. Es heisst: sie selbst wolle eine
Reise nach Indien antreten und dort längere Zeit verweilen.
„Ist Frau Besant' — so schreibt man im „Echo" — „eine
Betrügerin? Oder wird sie von Jemandem behumbugt?
Oder nimmt sie Abschied von allem Menschenverstand?
Wer war früher schärfer in der Forderung, für alles Beweise
zu haben? Wer verwarf entschiedener jede unbegründete
Behauptung? Und wer treibt jetzt keckere Taschenspielerei
mit Worten, wenn Beweise für ihre eigenen ausserordentlichen
Behauptungen verlangt werden ?" — Ihre Weigerung,
einen der Mahatma-Briefe zu zeigen, müsse höchst verdächtig
erscheinen. „Frau Besanfs Verstand war all die langen
Jahre über so klar, und sie führte eine so gewandte Feder
im Kampfe gegen geistige Verfinsterung, dass ihr plötzliches
Ueberschnappen fast unerklärlich erscheint."
Herr Blind umgeht sonach ganz unlogischer Weise
die Schlussfolgerung au3 seinem Vordersatze, dass vielmehr
für eine früher so klare Beobachterin selbst noch
unerklärliche Vorgänge und Thatsachen vorliegen müssen,
deren Mittheilung sie nothwendig in den Schein der Ueber-
schnapptheit bringen muss, wie seiner Zeit Galilei in einen
solchen gerieth, als er durch sein Fernrohr die Monde des
Jupiter zu sehen behauptete, oder wie Chladni, der das
Herabstürzen von Meteorsteinen auf die Erde seinen
skeptischen Gegnern durchaus nicht plausibel machen
konnte. Frau Besant lehre 7 Stufen des Weltalls und eine
entsprechende siebenstrahl ige Gestaltung des Menschen;
ferner die Lehre der Wieder-Fleischwerdung, nach welcher
Alexander d. Gr. vielleicht in Napoleon I. und Aristides im
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