http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1892/0123
Wittig: Der Leipziger Geisterbeschwörer Schrepfer. H5
auf denen Schmähungen gegen die Loge standen ; in ihr
erschien er sogar eines Tages mit geladener Pistole, die er
freilich, nachdem er damit seinen bösen, auf gewaltsames
Einschreiten (Warum denn nicht blos auf seine persönliche
Vertheidigung gegenüber äusserst gehässigen Gegnern? —
Refer.) gerichteten Sinn verrathen hatte, dem Meister vom
Stuhl (Doch wohl unter vorher erhaltener Zusicherung seiner
Unverletzlichkeit! — Refer.) übergeben musste." — So
grimmig standen sich also beide Parteien gegenüber, dass
Schrepfer sich sogar für seines Lebens nicht mehr sicher
hielt.*) .,Später", fährt Gottschall fort, „veröffentlichte Schrepfer
neue Schmähschriften (Von denen der Loge gegen Schrepfer
sagt er nichts! — Refer.) und liess sie sogar an den
Strassenecken anschlagen. I)a wandte sich die Loge an die
Behörden, und als Schrepfer unbefugter Weise den Herzog
Karl von Kurland, den Sohn des Kurfürsten von Sachsen,
den obersten Schutzherrn der sächsischen Freimaurer, mit
hereingezogen und behauptet hatte, er sei von diesem zu
allem, was er thue, ermächtigt worden, (Als ob man Schrepfer
dies nicht auch hätte unterschieben können, um ihn zu verderben
! Refer.) begab es sich, dass ein Offizier,
Oberstlieutenant von Sydotv, nach Leipzig geschickt wurde,
um Schrepfer (Demnach ohne alles Verhör! — Refer.) für
seine Anmaassung zu züchtigen. Der Magier wurde von
vier Unteroffizieren nach der Hauptwache geführt und erhielt
hier hundert Stockprügel, über die er noch die folgende
Quittung ausstellen musste: — 'Ich Endesunterschriebener
bekenne hierdurch und kraft dieses, dass ich die von Sr.
K. H. des Prinzen C. von Curland mir dekretirten ein
Hundert Prügel dato richtig erhalten habe. Leipzig, den
18. September 1773. Joh. George Schrepfer.1 — Später
beschwerte er sich bei dem 'hochweisen Rath der hochberühmten
Handelsstadt Leipzig1 über diese Misshandlung,
die zugleich als ein Eingriff in die Rechte des Rathes
erscheine, dessen treuer und rechtschaffener Unterthan er
sei. In den Blättern stellte er jedoch die Thatsache selbst
in Abrede; es kam zu Verhandlungen zwischen dem Rath
und dem Herzog, die aber im Sande verliefen." — Wäre
nun Schrepfer ein blosser Abenteurer und Betrüger, und
nicht ein wirkliches räthseihaftes Medium seiner Zeit
gewesen, dessen wahre Bedeutung auf psychischem Grebie.e
*) Wie die gleichzeitig existirenden Logen in Pieussen sich
unter einander bekämpften, habe ich in dem Artikel: — „Geisteter-
scheinung oder Betrug im Jahre 1788 ?%t — in „Psych. Stud." August-
Heft 1887 S. 378 ff. nachzuweisen versucht. — i). Sekr. d. Ked.
8*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1892/0123