Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 147
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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M. v. L.: Eine Vampyr-Erscheinung in Russland. 147

Bürgschaft zu leisten vermag, wenigstens soweit sich der
Bericht auf meine persönliche Mitantheilnahme erstreckt.

Es starb hier im Jahre 1886 ein Bauer, der Frau und
sechs Kinder in dürftigen Verhältnissen zurückliess. Die
Leute hatten in sehr gutem Emverständniss gelebt, und
die Frau sehnte sich unter Thränen nach dem Geschiedenen.
Tags über war sie bei Kind und Vieh in Haus und Hof
vollauf beschäftigt; wenn sie aber an den langen Winterabenden
bei den schlafenden Kindern sass und spann, dann
kam das ganze Weh des mittellosen Alleinstehens unter
sechs unversorgten Kindern über sie. Da war es denn
nicht überraschend, dass sie eines Abends ihren seit vier
Wochen beerdigten Gatten vor sich stehen sah und seine
Stimme deutlich vernahm, die ihr Trost zusprach. Aber
hören Sie weiter, das Staunenswerte folgt! Die Frau hatte
Niemandem, auch den Kindern nicht gesagt, dass ihr Mann
allabendlich zu ihr käme, sogar auf ihr Lager, weil sie
fürchtete, als Hexe verschrieen zu werden; allein die
Nachbarn behaupteten, allabendlich einen hellen Schein
über der Hütte dieser Frau zu bemerken, der sich zu einer
menschlichen Form verdichte und durch den Rauchfang in
die Hütte hinunter gleite. Das ganze Dorf sah diese
Erscheinung und brachte die arme Frau trotzdem in übles
Gerede. Nun kam sie zu mir um Trost und erzählte: —
„Zwei Wochen vor Weihnachten fühlte ich mich so schwach,
dass ich mir ernstMch Sorge machte, ich könnte erkranken.
Da kam Abends mein Mann und brachte mir eine Handvoll
Kräuter und sprach: — 'Koche dies, und trinke es kalt,
dann wirst Du gesundT — Ich fürchtete aber, es könnte
dies vom Bösen sein, und legte es bei Seite, sagte aber
Niemandem etwas davon, sondern betete nur zum Herrn,
er möge mich beschützen! Da kam er (ihr Mannj am
folgenden Abende ganz traurig und sagte: — 'Wie kannst
Du nur glauben, ich wollte Dir Böses. Schau, auch ich
glaube an denselben alleinigen Gott wie Du, auch mich
hat die Gnade des Heilandes erlöset: trinke, was ich Dir
gebracht habe, damit Du gesundest für unsere Kinder!" —
Da habe ich's gekocht und getrunken — aber dies Wenige
davon habe ich bewahrt, um es Ihnen zu zeigen. (Es war
ein Blatt Krausemünze, ein Blatt Belladonna und ein uns
ganz unbekanntes Blatt.) Darauf wurde ich gauz gesund.
Aber ich konnte doch noch nicht um weissen Lehm gehen,
um meine Hütte damit zu weissen, und das bekümmerte
mich sehr, denn der Weihnachtsabend nahte. Da, am
dritten Abende vor Weihnachten, als drei Nachbarinnen
bei mir sassen und spannen, öffnete sich die Thüre, und

10*


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