Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 148
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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148 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1892.)

mein Mann trat herein mit einem Sacke auf der Schulter,
und indem er diesen in der Mitte der Stube entleerte,
sprach er: — 'Da hab1 ich Dir weissen Lehm gebracht,
damit Du doch noch die Hütte weissen kannst vor dem
heiligen Abend. Gräm1 Dich! doch künftig nicht mehr um
solche Kleinigkeit, Gott wird Dich nicht verlassen!' — Dann
wandte er sich zum Ofen, wo die Kinder schliefen, legte
die Hand auf das Kleinste, welches ich am Tage nach
seiner Beerdigung geboren hatte, und verschwand. Die
Nachbarinnen sahen und hörten ihn gerade so wie ich.
Alle Nachbarn riethen mir nun, den Lehm nicht anzurühren;
der wäre vom Bösen gesandt. Ich nahm ihn also nicht,
sondern lieh mir bei der Nachbarin, was ich brauchte.
Da, am folgenden Abende, als wieder einige Nachbarinnen
bei mir waren, — ich lud immer einige ein, bei mir zu
übernachten, denn ich fürchtete mich vor'in Bösen, — trat
mein armer Mann ganz traurig und niedergeschlagen herein,
und, ohne ein Wort zu reden, nahm er den Lehm in einen
mitgebrachten leeren Sack und trug ihn hinaus. Es blieben
nur einige Bröckchen Lehm liegen, und die Stelle, wo der
Lehm gelegen, blieb den ganzen anderen Tag noch feucht.*)
Ich berührte aber nichts davon, um dem Bösen keine
Gewalt über mich zu geben. Die Nachbarinnen sahen
meinen Mann ebenso wie ich. Am dritten Feiertage starb
mein jüngstes Kind. Nun heisst es im ganzen Dorfe, mein
armer Mann sei ein Blutsauger (Vampyr), — er
würde wohl auch noch Andere aus dem Leben holen,
um von deren Blute zu leben, und die Gemeinde hat
deshalb beschlossen, sein Grab zu öffnen und ihm einen
Pfahl durchs Herz zu treiben, damit er festgespiesst im
Grabe liege und kein Blut mehr saugen könne. Ach,
Herrin, helfen Sie mir, — rathen Sie mir, was ich thun
soll, ich möchte lieber sterben, als zugeben, dass meinem
Mann sein gutes Herz durchstochen würde im Grabe!" —
Ich sprach ihr Trost zu, versprach, für sie zu beten, —
rieth ihr, am anderen Morgen — einem Sonntage — zur
Kirche zu fahren, dort für ihren Mann inbrünstig zu beten,
den Armen dort Geld zu geben mit der Bitte, dass diese
auch für den Verstorbenen beten möchten, sich Weihwasser
zu nehmen und mit diesem ihre Hütte zu besprengen; —
dann, sagte ich, — wird der Spuk aufhören.

„Ja Herrin, das werde ich alles thun; aber ich habe

*) S. „Psych. Stud." März-Heft 1885 S. 128 Note **) zu „Vor-
gesichte und Vorzeichen" und „Der Vampyrglaube kein ganz leerer
Wahn." — Der Sekr. d. Red.


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