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150 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1892.)
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a) Grosse Bettstelle, in welcher Ernestine, Marie, Sophie und
Paul quergelagert schliefen.
b) Russischer Ofen, vor welchem der Mann stand.
c) Heiligenbild mit brennender Hängelampe vor demselben.
d) Wiege, in welcher das kleine Brüderchen schlief.
e) Kleine Bettstelle, in welcher Katharina lag.
Katharina war sprachlos vor Schreck. Nachdem sie
dann den Mann wie Rauch sich erheben und verschwinden
gesehen hatte, lief sie in das Schlafzimmer der Eltern, um
diese herbei zu rufen. Beide kamen mit ihr ins Kinderzimmer
, fanden die Kinder ruhig schlafend und nichts
Ausserge wohnliches. Die Hausthüre war verschlossen und
durch eine Eisenstange verriegelt, so wie der Vater dies
allabendlich eigenhändig besorgte. Es war 2 Uhr Nachts.
Die Kinder waren kerngesunde, pausbackige Landkinder.
Um dieselben nicht zu erschrecken, verbot ihr der Vater,
über die Erscheinung zu sprechen. Er glaubte in derselben
nach Katharinens Beschreibung seinen längst verstorbenen
Vater zu erkennen, den aber Katharina nicht gekannt hatte,
und von dem auch lange nicht gesprochen worden war.
Am darauf folgenden Morgen klagte Ernestine beim
Frühstück über Druck auf dem Kopfe. Sie hatte mit dem
Gesichte der Fensterwand zugekehrt gelegen, und den Druck
empfand sie linksseitig; abends fieberte sie, und am vierten
Tage ward sie zu Grabe getragen. Sophie war am folgenden
Morgen Mass, traurig, weinerlich. Man versuchte sie ins
Bett zu bringen; aber das Kind wollte nicht aus Jen Armen
ihres Vaters, Sie starb während Ernestinens Beerdigung.
Die Eltern hatten nach dem 25 Werst von hier entfernt
wohnenden Arzte gesendet; aber der Bote kehrte un-
verrichteter Sache wieder heim, der Arzt war verreist und
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