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Wittig: Ein Mahatma. Nach Mr. Ciawford,
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Krankheit und allen möglichen Uebeln beschützen sollen",*)
mit eigener Lebensgefahr tödtete, und deren Schilderung
höchst spannend und naturgetreu ist, befand sich ihr Lager
von Zelten an einem schattigen Platze.
„Es war da ein kleines Gehölz von etwas verkrüppelten
Mangobäumen, wie sie im Norden zu sein pflegen, und an
einer Ecke der Pflanzung war ein Brunnen neben einem
kleinen Tempel, wo ein Brahmine, der mit den besten
Familien der Gegend verwandt war, wohnte und die Gaben
in Empfang nahm, welche ihm und seinem Heiligthum von
den Frommen, den abergläubischen oder den weltlichen
Pilgern, gespendet wurden, die ihn alljährlich oder
monatlich \aufsuchten, um von ihm in geistlichen oder
weltlichen Dingen Rath zu erholen".... „Als ich meine
Blicke" — erzählt Mr. Griggs weiter — „nach der Ecke
des Wäldchens richtete, sah ich die beiden wohlbekannten
Gestalten von Jsaacs und Miss Westonhaugh nach dem
Brunnen wandeln.. . Als ich von meiner Leetüre in einem
philosophischen Buche wieder aufschaute, standen die
Beiden noch am Brunnen; aber während ich hinsah, kam
der alte Priester, ein gebeugter Greis, aus dem kleinen
Tempel, wo er das Bild des Wischnu besprengt hatte, und
schwankte mit seinen alten Gliedern mühsam von einer
Stufe zur anderen, indem er sich bei seinen unsichern
Schritten auf einen Stab stützte. Er trat zu dem schönen
Paar, das auf dem Brunnenrand sass, der aus Erde und
an der Sonne getrockneten Ziegeln erbaut war, und schien
zu Isaacs zu sprechen. Ich beobachtete sie und war
neugierig, ob Isaacs ihm ein Zwei-Annastückchen oder eine
Kupfermünze geben werde, und ob ich auf eine solche
Entfernung mit blossem Auge Silber von Kupfer würde
unterscheiden können. 'Sonderbar', dachte ich, 'wie
Kleinigkeiten manchmal unsere Aufmerksamkeit fesseln.'
Die Unterredung, welche zu dem erwarteten Almosengeben
führen sollte, schien sehr lange zu dauern. — Mit einem
Male wendete lsaacs sich um und rief mich; seine helle
deutliche Stimme schien aus der Tiefe des Brunnens noch
*) Die Inder machen sich einen „jadu" daraus, „einen Zauber
gegen plötzlichen Tod." Crawford. — In Indien geben die Mahuts
ihren Elephanten oftmals ein Stück ligerleber, um sie muthig zu
machen, und Augen der brennenden Ohreule, damit sie nachts
schälfer sehen können. Für Tigerfleisch zahlen die Maiayen von
Singapore einen hohen Preis, nicht weil es ihnen schmeckt, sondern
weil sie wähnen, dass der Mann, der von einem Tiger ass, Weisheit
und Muth in sich aufgenommen habe. Dieser Glaube kommt auch
bei mehreren indischen Gebirgsvölkern vor. — Der Sekr. d. Red.
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