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Wittig: Miss Annie Abbott. 179
klopfte. Und er stand auf und öffnete die Augen. 'Wer
hat Sie dafür bezahlt? — frug ich schnell und ganz unvermittelt
. — ,Der Mann da', — stotterte der Unglückliche,
auf den Unternehmer zeigend, der nun fast so weiss wurde
wie seine Halsbinde. 'Wie viel haben Sie dafür bekommen?'
— forschte ich weiter. ,Sechs Pence!' (Achtzehn Kreuzer.)
— 'Wie heissen Sie?' — ,Frederick Seuth. Ich wohne in der
Henry-Street/ — Es war eine Strasse meist armer Leute.
Um jenen elenden Preis hatte man den armen Teufel
gemiethet (?) und für die Vorstellung eingedrillt! [Das war
und ist nämlich noch der blinde Glaube des Herrn Blind\
— Ref.] Nun erhob sich allgemeiner Lärm. Die Zuschauer
verliessen ihre Sitze. Bedrohliche Rufe wurden gegen den
Unternehmer laut. Manche verlangten ihr Geld zurück.
Die Versammlung ging in Entrüstung auseinander." —
[Ebenso viele Versammlungen sind bei Hansen mit Scandal
und Entrüstungen und dei-noch gleich unbelehrt und
unwissend über derartige Räthsel des Seelenlebens auseinander
gestoben! — Ref.] — „Am nächsten Tage stellte
sich der Impresario bei mir ein, um mir auseinander
zu setzen, dass am Abend vorher eine ihm unbegreifliche
Entweichung der magnetischen Kraft bei der jungen Dame
stattgefunden habe. Gleichzeitig erging er sich in Versicherungen
, er sei am Betrüge ganz unschuldig. [Wir wissen
jetzt nach Erforschung der Gesetze des Hypnotisinus, dass
dieses Mannes Versicherungen keine blossen Lügen und
Ausflüchte waren! — Ref.] Als ich ihm kurz den Weg
wies, bedrohte er mich mit einer 'Klage auf Gewerbs-
störung', — was nach einem sonderbaren altenglischen
Gesetz schon möglich war. Er hatte nämlich den Saal für
die Vorstellungen auf drei Wochen gemiethet, und zwar zu
sehr hohem Preise. Ich erklärte ihm: er sei mit seiner
gerichtlichen Klage ganz willkommen, um so mehr, da die
Rechtswissenschaft mein ursprüngliches Fach gewesen.
Niedergeschlagen trollte er ab.
„Am folgenden Tage erschien er wieder mit der ganz
demüthigen Bitte, mir und Freunden nochmals eine besondere
Vorstellung unentgeltlich geben zu dürfen; wir
würden uns dann gewiss überzeugen, dass dem Magnet-Kinde
in vielen Dingen eine geheimnissvolle Kraft innewohne. Er
selbst verstehe den stattgehabten Misserfolg gar nicht. —
Ich hatte den Abenteurer (?) diesmal nicht im Zimmer
empfangen, sondern ihm nur im Hausflur unwirsch zugehört
und ihm den mit dem angeblich magnetisirten Burschen
getriebenen Schwindel ins Gesicht geworfen." [Herr Blind
wusste und weiss heute noch nicht, dass er selbst dem
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