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180 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1892.)
hypnotisirten Burschen diesen von ihm geargwöhnten
s Schwindel seelisch eingepflanzt hatte und aus ihm nur das
Echo seiner eigenen Ansicht herausschallen hörte! — Ref.]
„Unterdessen war in unserer Vorstadt in Ermangelung
eines Pressberichtes die Sage verbreitet worden: es sei mit
dem Magnet-Kinde doch nicht so ganz ohne. Aberglauben
und Lügen [Aber auch wissenschaftliche Vorurtheile gegen
Hypnotismus und Spiritismus, müssen wir hier unwillkürlich
einschalten! — Ref] sind ja entsetzlich schwer nieder zu
kriegen. So entschloss ich mich denn widerwilligen Sinnes,
der Sondervorstellung mit meiner Familie beizuwohnen, auch
eines unserer Kinder an den Versuchen theilnehmen zu
lassen. Mehrere Aerzte und auch Geistliche wurden mit
herangezogen; denn England lag zu jener Zeit noch ganz
in den Banden der äussersten Starrgläubigkeit, und es
bedurfte der Anwesenheit von ein paar Theologen, um auf
eine gewisse Bevölkerungsschicht Eindruck zu machen."
[Wir fragen hier, in welchem vorgefassten Sinne? Denn
dass die Theologen von jeher solche Erscheinungen, wenn
sie nicht in kirchlichem Gewände und zu klerikalen Zwecken
auftraten, als Teufelsmachwerk e[perhorrescirten, ist doch heutzutage
Jedermann bekannt. Und die Aerzte haben sich seit
Alters (mit seltenen Ausnahmen) vor dem ihre Kunst stets
überflügelnden Magnetismus bekreuzigt und ihn durch
Gesetze und Verordnungen in dem ihnen bequemen
Schranken zu halten gesucht. Also wird die Mitanwesenheit
so zweifelhafter und gleichskeptischer Gewährsmänner, wie
Herr Blind damals selbst einer war, wenig zur Erforschung
der reinen Wahrheit und Thatsächlichkeit so unerklärlicher
Erscheinungen, geschweige zur öffentlichen Vertretung derselben
beigetragen haben. Doch hören wir ihn weiter. — Ref.]
„Kaum war indessen eine Viertelstunde der neuen
Vorstellung vorüber, als alle Anwesenden sich überzeugt
hatten, dass hier ein Schwindel vorliege." — [Und das
versichert Herr Blind seinen Lesern ohne jeden Schatten
eines weiteren Beweises, der doch die Hauptsache
zur vollen Ueberzeugung derselben wäre. Er verlangt
von uns blinden Glauben in seinen und seiner voreingenommenen
Mitzeugen peremptorischen Urteilsspruch.
Und ganz naiv fährt er fort: —]
„Das Ende der Geschichta war, dass das Magnet-Kind
mit seinem Impresario 'St John's Wood' rasch verliess und
nach den damaligen <Cremorne-Gärten, übersiedelte, einem
Vergnügungsorte von zweifelhaftem Rufe, der in späteren
Jahren einging." [Das ist eine ungerechtfertigte Verdächtigung
des Magnet-Kindes, welches an diesem Orte
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