Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 243
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wittig: Ein Mahatma Mozart's vor hundert Jahren? 243

aufführen lassen will." — Bei diesem Antrage fühlte sich
Mozart wie von einem electrischen Schlage getroffen, sei es
nun, dass seine körperliche Stimmung, oder der Gedanke
an eine Todtenmesse überhaupt, oder das Geheimnissvolle,
womit ihm dieser Antrag gemacht ward, oder die Gestalt
und das Wesen des Fremden, oder Alles dieses zusammengenommen
, ihn besonders ergriff. „Ich übernehme den
Antrag!" — sagte er. „Thun Sie es recht con amore", —
erwiederte der Fremde: — „Sie arbeiten für einen Kenner!"

— „Das ist mir desto lieber", versetzte Mozart „Wie bald
denken Sie damit fertig zu sein ?" — fragte der Unbekannte.
„In vier Wochen!" — „Und wie hoch schätzen Sie die
Arbeit?" — „Hundert Dukaten." — „Sehr wohl", sagte der
Fremde — indem er hundert Dukaten auf den Tisch zählte,

— „nach vier Wochen komme ich wieder zu Ihnen." —
Der Fremde ging. Mozart stand einige Zeit in Nachdenken
versunken, lief dann gleich an seinen Schreibtisch und fing
an, wie begeistert an dieser Composition zu schreiben, so
ängstlich, dass seine Gattin Konstanze besorgte, ein so
gespannter Zustand werde seiner damals schon sehr
wankenden Gesundheit tödtlich werden. Sie bat ihn also,
weniger anhaltend zu arbeiten, aber umsonst; er dachte
unablässig daran und schrieb oft noch spät in die Nacht
hinein. Einst, als sie sehr in ihn drang, weniger emsig zu
sein, antwortete er mit Heftigkeit: — „Ich setz' es für mich
selbst, dies Requiem! und muss eilen, damit es zu meinem
Begräbniss fertig wird." — Wirklich fühlte er sich sehr
angegriffen, und die Arbeit rückte langsamer vor sich, als
er wünschte. Mittlerweile waren die bestimmten vier
Wochen verflossen, und der Fremde erschien, um die
Composition abzuholen. „Ich habe nicht Wort halten
können", — rief ihm Mozart entgegen; — „meine Arbeit
ist noch nicht fertig/' — „Gut Ding will Weile haben",
erwiederte der Unbekannte: — „wie lange glauben Sie noch
daran zu arbeiten?" — „Noch vier Wochen. Ihre Aufforderung
hat sehr viel Interesse bei mir erregt, und so habe
ich mich weiter darin vertieft, als ich anfangs zu thun gedachte
." — „In dem Fall", versetzte der Fremde, „reicht auch
das Honorar nicht zu", und gleich zählte er wieder fünfzig
Dukaten auf den Tisch. „Aber ich bitte Sie recht sehr",
sagte Mozart: — „machen Sie mir kein Geheimniss daraus,
von wem kommt das?" — „Der Name thut ja nichts zur
Sache", war des Unbekannten Antwort: — „in vier Wochen
komm' ich wieder." — So ging er zur Thüre hinaus. Mozart
stand betroffen da und rief endlich seinen Bedienten, dass
er dem Fremden nachgehen und bemerken solle, wo er

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