Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 279
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Der Process gegen das Medium Valesca Töpfer in Berlin. 279

Auf Befragen des Vorsitzenden erklärt der Zeuge, dass er
einer „Geisterbeschwörung" nie beigewohnt habe. Der Ver-
theidiger stellt an den Zeugen die Frage, ob er sich für
betrogen halte, wenn er wüsste, dass die Angeklagte ihn
betrogen habe? Der Zeuge erwidert verneinend, denn er
hätte das Opfer schon im wissenschaftlichen Interesse
gebracht. Er habe die Bezahlung nur als eine Entschädigung
angesehen für die Umstände, welche die Angeklagte, die in
Schmargendorf wohne, gehabt habe, um nach Berlin zu
kommen und hier ihre Zeit zu opfern. — Vertheidiger: —
Wie denken Sie sich eine Gedankenübertragung? Weiss
das Medium, was in ihm vorgeht? — Zeuge: — Nein, es
ist vollständig „trance". Es wird sogar gefühllos, man kann
ihm Nadeln durch die Haut stecken, ohne dass es dies
empfindet. — Der nächste Zeuge, Kaufmann Frankfurter,
bekundet Folgendes: — Ich habe einen Bekannten, der
Anhänger des Spiritismus ist. Ich war von jeher sehr
ungläubig, und um mich zu belehren, drängte mein Freund
darauf, dass ich einer Sitzung beiwohnen sollte. Ich ging
darauf ein. Bei der ersten Sitzung konnte ein Resultat
nicht erzielt werden. Wir sassen unserer 8 Personen um
einen Tisch, — aber kein Geist wollte klopfen. Die Topfer
meinte dann: — „Es müsse ein Ungläubiger am Tische
sein." In einer zweiten Sitzung sollte der Geist eines
französischen Tambours, der im Jahre 1791 gefallen ist,
seine Anwesenheit durch Trommeln kundgeben. Es trommelte
auch, aber merkwürdigerweise die „Marseillaise", die doch
erst 1792 allgemeiner bekannt wurde.8) Sodann folgte das
automatische Schreiben durch das Medium Frau Töpfer.
Der Geist schrieb französische Brocken und deutsche Worte
wild durch einander. Es fiel mir auf, dass der Geist das
Wort „moi" mit einem i schrieb, während man vor dem
19. Jahrhundert das Wort moy stets mit einem y schrieb.
Ich sah ein, dass die Sache Schwindel war, und ging davon.
Geschädigt fühlte ich mich nicht; ich habe gern bezahlt,
hatte aber nicht gedacht, dass die Leute mit so plumpen
Mitteln arbeiten. — Der folgende Zeuge, Kaufmann Satty Cohn,
hat im Verein mit seinem Vetter, dem z. Z. in Leipzig
weilenden Dr. med. Cohn, die Entlarvung der Angeklagten
bewirkt. Schon im vorigen Jahre hatte der Zeuge eine
Sitzung in seiner Privatwohnung in der Kurzestrasse anberaumt
, in welcher die Angeklagte als Medium ihre übernatürliche
Kraft durch das bekannte Lösen von ihr angelegten
Banden beweisen wollte. Die Angeklagte wurde am Stuhl
gefesselt, jedenfalls etwas zu sicher, denn Frau T. erklärte
nach einiger Zeit, dass der Geist ihr nicht beistehen wolle,


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