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Wittig: DerProeess gegen das Medium Valesca Töpfer in Berlin, 283
wäre er schwerlich das geworden, was ihn sein Schicksal
werden liess. Wir möchten ihn in dieser Hinsicht neben
Kepler stellen, und auch dieser würde die Welt niemals mit
der grossen Entdeckung seines 'dritten Gesetzes' beschenkt
haben, wenn er ein so nüchterner, leidenschaftsloser Denker
gewesen wäre, wie sein Vorgänger Coppernicus" — Und hier
erinnern wir daran, dass Kepler1* Mutter in ihrer Heimath
Magstadt bei Weil in Württemberg von Seiten des Volkes
als eine „Hexe" verfolgt wurde, was ihn zur Abfassung einer
Reihe von Abhandlungen veranlasst haben soll. Nur durch
die Vermittelung hochgestellter Gönner wurde die vermeintliche
Zauberin vor dem Scheiterhaufen geschützt. Heutzutage
hat man gegen „Hexen und Medien" weit humanere Verurteilungen
zu gewärtigen; man stempelt sie auf die
Aussage ihnen Uebelwollender bloss zu ,,Betrügerinnen" und
bestraft sie einfach nach den entsprechenden Paragraphen! —
'S) Wenn dies durch unsere für Simulation geschulten
oder voreingenommen Irren- oder Polizei-Aerzte geschähe,
so würde dem Medium auch schwerlich damit gedient sein.
Es müssten in mediumistischen Fragen bewanderte Aerzte
sein, wie z. B. der jüngst verstorbene Prof. Dr. Nussbaum
in München, Dr. Carus in Dresden, Dr. Berthelen in Zittau
in Sachsen und die gegenwärtig lebenden Vertreter des
Hypnotismus im ärztlichen Stande, besonders Irren-Aerzte
vom Schlage eines Prof. Lombroso in Turin. —
4) Dies ist thatsächlich unter Baron Heilenbach1*
Leitung in Wien geschehen. —
5) Wer die Geschichte der Materialisationen kennt,
wird auch die Gefahren kennen, welche trügerischen Schein
auf das Medium werfen. Vieles sieht wie Betrug aus und
ist doch keiner. Im Trance-Zustand wie im Hypnotismus
ist ein Medium willenlos und den Einflüssen seiner Umgebung
preisgegeben. — Sie hat demnach ausgesagt, was die Leute
von ihr wollten, wie früher die leibliche Tortur ähnlichen
Zwang auf Zeugenaussagen übte. —
6) Wenn Herr Dr. Spatzier mit all seiner litterarischen
Kenntniss des Mediumismus f,0 Sitzungen beiwohnen konnte,
ohne Betrug zu entdecken, wie konnten die Herren Cohn bei
zwei oder drei Sßancen so schnell hinter das Geheimniss
des Betrugs kommen?! Wir verweisen übrigens auf die von
Herrn Dr. Hans Spatzier so eben erschienene Flugschrift:
— „Der Spiritismus vor Gericht im Process Valesca Töpfer.
Eine spiritistisch-wissenschaftliche Beleuchtung/' (Berlin,
Eduard Asschenfeldt, 1>92.) 16 S. gr. 8°. 30 Pf. —
7) Dieser Trancezustand an ihr musste doch wohl unter
eidliches Zeugniss sachverständiger Beobachter gestellt
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