http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1892/0295
Kurze Notizen.
287
unnatürliches Pasten, Ausspeien seltsamer Dinge u. s. w.
haben in Ansehung der Eigentümlichkeit mancher Nervenleiden
und der raffinirten Betrügereien Hysterischer nur
eine beschränkte Beweiskraft." — Wonach zu achten! Dass
die letzteren Fälle ausgenommen sind, zeugt von der grossen
Vorsicht und Wissenschaftlichkeit des Artikels. Doch werden
schon die vorher angeführten untrüglichen Anzeichen vollauf
genügen, um jedweden Teufel rasch und sicher diagnosticiren
zu lassen. So die 4. Beil. zum „Leipz. Tagebl." Nr. 207 v.
26. Mai er. — Wir werden auf diese Wemdinger Teufelsaustreibung
noch ausführlicher zurückkommen.
c) Heilsehen und Gedankenübertragung. —
Die in letzter Zeit in England und Prankreich mit besonderem
Interesse behandelte Frnge über die Natur der Erscheinungen
des Hellsehens und der Gedankenübertragung, beziehungsweise
ein Werk, das der französische Physiologe Charles
Riebet über diese Präge veröffentlicht hat, bildete dieser
Tage den Gegenstand eines Vortrages, den Dr. Christian
Baron Ehrenfels in der Philosophischen Gesellschaft zu Wien
vor einem zahlreich versammelten Publikum hielt. Der
Vortragende beschränkte sich darauf, die vom französischen
Gelehrten gesammelten Beobachtungen über Hervorrufung
des Schlafes auf weite Entfernungen, Errathen von
Zeichnungen und Karten durch geschlossene Couverts und
verwandte Erscheinungen in gedrängter Uebersicht vorzuführen
, und schloss daran eine kurze Betrachtung, in der
er sich bemühte, von diesem unheimlichen Gebiete hinweg
eine Brücke zur hergebrachten wissenschaftlichen Anschauungsweise
zu schlagen. Bei der hierauf eröffneten
Discussion ergriff, wie wir dem „N. W. T." entnehmen, als
Erster unter allgemeiner Spannung Professor Hofrath
Meynert das Wort. Man erwartete aus dem Munde des
hervorragenden Gelehrten eine allgemeinere Besprechung
der aufgeworfenen Prägen und konnte einen ziemlich
schroffen Protest gegen deren wissenschaftliche Behandlung
voraussehen. Was man zu hören bekam, übertraf noch alle
diese Erwartungen. Hofrath Meynert charakterisirte die besprochenen
Erscheinungen vom Standpunkte des Psychiaters,
aber es waren nicht etwa die telepathischen Medien, die er
als geistig pathologische Individuen bezeichnete, sondern —
ihre Beobachter. Indem er der behandelten Frage gegenüber
einen immer schärfer pointirten Standpunkt einnahm, erklärte
er schliesslich die in der jüngsten Zeit stets wachsende
Beschäftigung mit diesen Erscheinungen als eine jener
„geistigen Epidemiendie sich in trüben historischen
Perioden einzustellen pflegen. Er verwies auf die mittel-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1892/0295