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Wittig: Der nächtliche Leuchter und der wilde Jäger. 305
viel für diese arme unruhige Seele gebetet. Der liebe Gott
verleihe ihr die ewige Ruhe, und das ewige Lieht leuchte
ihr, mir aber und meinem Kinde wende Er Alles zum
Besten!" —
So lautet die ausführliche Erzählung meiner Mutter.
Als nächstfolgende Wirkung dieses ihres Schreckens habe
ich physisch unter meinem blonden Scheitelwirbel rechts am
Hinterkopfe ein kleines Büschel pechschwarzer Haare davongetragen
, psychisch aber selbst keine Furcht, sondern eher
eine Geneigtheit für das Studium solcher räthselhaften Erscheinungen
, von denen mir auch später noch einige recht
seltsame begegnet sind, die ich bei geeigneter Gelegenheit
noch zu berichten gedenke,
Aber dass auch beherzteren Leuten, als meiner seligen
Mutter, ja selbst bewaffneten Soldaten dergleichen „Spukerscheinungen
" begegnen und begegnet sind, dafür liefert
folgender, erst am 81. März d. J. aufgefrischter Bericht aus
Dresden in der 2. Beilage zum „General-Anzeiger für
Leipzig und Umgebung" genügenden Beweis. Der Artikel
lautet: —
„—o. Eine Ulanen-Erinnerung, — Wie bekannt, feiern die
beiden Königlichen sächsischen Ulanen-Regimenter Nr. 17
und 18 nächstens das fünfundzwanzigjährige Jubiläum ihres
Bestehens. Wir bringen damit eine anderthalbhundertjährige
Ulanen-Erinnerung in Verbindung, die wohl auch in weiteren
Kreisen nicht ohne Interesse aufgenommen werden dürfte,
insofern sie zugleich über die ursprüngliche Beschaffenheit
dieser Reitertruppe und ihre erste Anwesenheit in Sachsen
berichtet. Der Name der Ulanen stammt von den Tataren
her, die ihre leichte Reiterei, welche fortwährend die
polnischen Grenzansiedelungen beunruhigte, „Ulans", das
heisst „Tapfere44 oder „Wackere", nannten. Als die Polen
ihre schwere Reiterei durch leichte ersetzten, gaben sie dieser
ebenfalls den Namen „Ulanen". Durch die Uebertragung
der polnischen Krone auf die sächsischen Kurfürsten — im
Jahre 1697 — kamen Ulanen, die in Polen als adeliges
Reitercorps bestanden, auch nach Sachsen. August der Starke,
der erste sächsische Polenkönig, hatte, wenn er in Dresden
weilte, polnische Ulanen-Offiziere am Hofe; die Truppe
scheint unter seiner Regierang nicht hierher gekommen zu
sein, da ihrer auch bei dem prunkvollen Lustlager von
Zeithain, im Jahre 1730, nicht mit gedacht wird. Wohl
aber geschieht dies im Jahre 1742. Im ersten schlesischen
Kriege hatte die unheilvolle und gewissenlose Politik des
Premierministers Grafen Brühl Sachsen zur 'Allianz mit
Bayern veranlasst, wobei eine sächsische Armee von 22,000
?sy©Msch* Stadien« Juli 1892. 20
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