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324 Psychische Studien* XIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1892.)
und Betrug und über ungeahnten Entlarvungserfolg schreien
können. In ähnlich plumper Weise ist man gegen Frau
Töpfer losgegangen; in ähnlich plumper Weise haben die
Gelehrten des 17. Jahrhunderts Galilei's Beobachtung der
Jupitersmonde durch das Fernrohr für Lug und Trug
erklärt und sogar durch dasselbe zu blicken sich geweigert!
Entgegengesetzt aber, doch ähnlich exact verfährt der
Anonymus der „Grenzboten" (s. „Psych. Stud." Juni-Heft
1892 S. 267)!
Dr. Cohn befand sich nach seinem Bericht in einem
sehr grossen zweiten Zimmer, in welchem das Medium hinter
einem Vorhange nur fünf Fuss vom einfenstrigen kleineren
Zimmer, dem Zuschauerräume, entfernt sass. Wie weit
von ihm entfernt, der im Hintergründe eines Geldschranks
innerhalb zwei Fuss Tiefe auf einer Trittleiter sich versteckt
hielt ui.d von da aus Alles so ganz genau beobachtet haben
will, sagt er nicht. Doch wohl in mindestens 15 Fuss
Entfernung vom Medium. Er behauptet aber, das ganze
Zimmer übersehen und durch das Licht der an der Decke
hängenden Blitzlampe im Zuschauerraum, welches durch
den oberen Spalt des Vorhangs fiel, auch das Medium genau
gesehen zu haben. Dem widerspricht nun seine weitere
Erklärung, dass die vordere Hälfte des Zimmers nur
einigermaassen erleuchtet war, während in dem hintersten
Theile, wo er sich hinterm Geldschrank versteckt befand,
ägyptische Finsterniss herrschte. Es war demnach für ihn
rein unmöglich, im dunklen Rücken des Mediums etwas zu
sehen, was Frau Töpfer vorn an ihrer angeblich voll beleuchteten
Vorderseite tliat, obgleich der Lichtschein durch
den oberen Spalt des Vorhangs bei nur 5 Fuss Entfernung
schwerlich auf das Medium, sondern ^klmehr über dasselbe
hinweg dicht vor seinen ägyptisch finsteren Hintergrund
gefallen sein muss!
Wenn ein Medium auf seine Mediumität hin geprüft
werden soll, so ist dasselbe vor allen Dingen „sicher" zu
fesseln, da ja von ihm der Beweis gefordert und geliefert
werden soll, dass es nicht mit blossen Kunstgrifien arbeite.
Man hat Frau Töpfer „durch einen um ihre Taille gelegten
Strick an den Stuhl befestigt, dessen beiden Enden in den
Zuschauerraum gebracht und dort, mit je einem Schlüsselbunde
verknüpft, an dem Fussboden lagen, damit das etwaige
Geräusch jede Bewegung des Mediums erkennen Hesse."
— Wir fragen, wie stimmt dieser Bericht zu folgender
Aussage des Vetters des Dr. Cohn, des Kaufmanns Sally
Cohn, im Frocesse am 18. Mai er. (s. Juni-Heft 1890 S. 280):
— „Hier wurde die Angeklagte 'recht oberflächlich' an einem
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