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Wütig: Ist Frau Val. Töpfer in Berlin wirklich wissensch. entlarvt? 327
dort, je mit einem Schlüsselbunde verknüpft, am Pussboden
lagen, damit das etwaige Geräusch jede Bewegung
des Mediums erkennen Hesse!" — Wie stimmt diese
vorherige Absicht mit der obigen nachträglichen Erklärung?
Entweder das eine ist richtig und das andere ist falsch, —
oder umgekehrt! Doch war denn das Ganze nicht ein
pures „Gaukelspiel" von Seiten der Arrangeure, eine blosse
„Falle", um das Medium, wenn es sich trotz aller Vorsichts-
maassregeln befreit haben würde, in flagranti zu überfallen
und es nicht mehr in seine gewiss zu engen Bande zurück zu
lassen ? Darauf war es ja ä priori gemünzt, nicht auf eine
ehrliche Untereuchung des Falles. Wo bleiben die Aussagen
der mitanwesenden übrigen Entlastungs-Zeugen?
Dass IPrau Töpfer, nachdem sie sich aus ihren Banden
befreit hatte, sich ganz ungenirt umher bewegte, an das
Kleiderspind heranging, dessen Thüre öffnete, Hüte heraus
nahm, dieselben auf den Tisch legte, sich einen in einem
Winkel stehenden Spazierstock holte, diesen in ihr Haar
flocht, nachdem sie vorher vorsichtig eine lange Hutnadel
aus demselben gezogen, damit sie sich nicht verletze, — das
Alles wäre freilich nicht so wunderbar, wenn Herr Dr. Cohn
ihre vorherige so pfiffige Selbstbefreiung wirklich gesehen
hätte; vielleicht hat er etwas Aehnliches gesehen, was zu
fassen er nicht im Stande ist, nämlich die Hantirungen
eines im Trance oder im Somnambulismus sich befindenden
Mediums — oder auch gar einer Doppelgängergestalt,*)
worauf für Kenner das nun Folgende hindeutet; — aber
dass er gleichzeitig auch genau gesehen haben will,
dass sich Frau Töpfer nach allem Diesen „wieder auf den
Stuhl setzte und dann ganz bequem wieder in ihre Schlinge
zurückging", wahrscheinlich, indem sie ihr Corsett wieder
erweiterte, das ist gewiss für seine Leser und nun wohl
auch für ihn selbst das Wunderbarste und erhebt Herrn
Dr. med. Golm selbst in unseren Augen zum Range eines
*) Ueber diese wundersamen „Materialisations"- und „Doppelgänger
-Gestalten, bei denen noch viel frappirendere Dinge sich ereignen
, belehre man sich ausser Prof. Lombroso'a neuesten Artikeln
über das neapolitanische Medium Eusapia Palladino (s. „Psych. Stud."
Jan. bis März-Heft 1892) noch des Weiteren in Herrn Staatsrath
Aksakow'» Werk: — „Animismus und Spiritismus" (Leipzig, Oswald
Mutze 1890) 2. Bd. S. 617-640. Hauptsächlich verweisen wir auf die
grundlegenden Artikel des berühmten englischen Physikers William
Crookes, die ich im April-Heft 1886 der „Psych, Stud." zusammengestellt
habe. Unter ihnen sind die sub 7,8, 16 u. 17 verzeichneten
Artikel unseres Erachtens für jeden exakten Natur- wie Geistes-
foischer, ja selbst tiir den Juristen, in diesen verwickelten Fragen
wohl entscheidend und zur Reserve mahnend. Der Sekr. d. Eed.
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