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Wittig: Ist Frau Val. Töpfer in Berlin wirklich wissensch. entlarvt ? 329
Beweis für sein wirkliches und ganx natürliches Aus- und
Einkriechen in diese so weite Schlinge gewesen!
Erst beim zweiten Male, als sich Frau Töpfer (doch
wohl jedenfalls nach vorheriger genauer Besichtigung aller
Knoten und Schlingen durch die vorderen Beobachter)
wieder befreit hatte und „vom Stuhle aufstand und sich
nach rechts in die Nähe des eisernen Ofens bewegte, um
den Ofenvorsetzer umzuwerfen, wie es von den Zuschauern
gewünscht war, da riss ihm auf ihrem halben Wege dahin
die Geduld, er machte schnell Licht und — entlarvte sie
durch einen ihr (und doch wohl auch sein eigenes) Treiben
richtig bezeichnenden Zuruf! „ Vor Schreck hatte sie nicht
genug Passung mehr, sich hinzusetzen; sie taumelte langsam
auf den Stuhl, über dessen Lehne die Schlinge [doch wohl
abermals mit unverletzten Knoten] lag, und besass auch
jetzt noch die Unverfrorenheit, einen Schlaf zu fingiren,
aus dem sie alsbald auf energische Anrufe erwachte." —
Und am Schlüsse, nachdem sich das Medium schleunigst
aus dem Staube gemacht hatte, erklärt er noch: „er habe
die Sache 'so ausführlich7 beschrieben, damit endlich einmal
dem betrügerischen Treiben der Frau Valesca Töpfer ein
Ende gemacht werde. Diesmal sei sie mit dem blossen
Schreck davon gekommen." — Aber wie reimt sich dieser
Schluss zu dem folgenden Proeesse gegen sie, welcher doch
nur auf diese seine öffentliche Denunciation hin aufgenommen
worden sein kan^?! — Ein Honorar hat ja Keiner gezahlt!
Wir haben es mit einem Arzte zu thun, der zur Zeit,
als er Frau Töpfer in dieser Weise beobachtete und verfolgte,
doch wohl mit den Erscheinungen des Hypnotismus und
Somnambulismus bekannt sein konnte und zu allererst
die heiligernste Forscherpflicht gehabt hätte,
unter ärztlichen Mitzeugen ihren vorgeblichen
T rance-Zustand zu beobachten und festzustellen
.*) Davon existirt aber keine Spur! Es kam ihm
mit seinen Mitzeugen, deren Aussagen ja aus dem Prozesse
zur Genüge bekannt sind, lediglich darauf an, eine „Entlarvung
" zu provociren. Den mit dergleichen Erscheinungen
sicher ganz unbekannten Richtern und Geschworenen und
selbst dem Vertheidiger kann man es nicht verdenken, wenn
*) Wir verweisen hierüber noch ausser der bereits S. 283 des
Juli-Heftes er. erwähnten Broschüre des Herrn Dr. Hans Spatzier: -—
„Der Spiritismus vor Gericht" — auf Herrn Dr. Egbert Müller'* Flugschrift
: — „Unantastbarer Beweis für die Wahrheit der Möglichkeit
des raediumistischen Verkehrs mit den Geistern unserer Verstorbenen,
sowie für die Echtheit der Mediumität der Frau Valesca Töpfer."
(Berlin, Karl Sieyismund, 1892; 23 ö. gr. 8°. 30 Pf. —
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