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332 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1892,)
war Augenzeuge der Entwiekelung einer jeden dieser
Platten u. s, w/# —
Am 24. Januar d. J. besuchte ich den erwähnten Mr.
W. Keekr in seiner in Brooklyn befindlichen Parterrewohnung.
In dem gegen die Strasse gelegenen Zimmer wurde ich von
dem Medium ersucht, auf einem Stuhle nahe dem Fenster
Platz zu nehmen. Nun brachte er aus einem anderen
Zimmer eine auf einem leichten Holzrahmen aufgespannte
graue Leinewand, welche er hinter meinem Stuhle placirte.
Nun entfernte er sich abermals und brachte einen Apparat
ältester Construction, welchen er auf ein kleines Tischchen
stellte, und da sich derselbe als etwas zu niedrig erwies,
so legte er zuerst eine aus Plüsch gefertigte Fussbank auf
das Tischchen und stellte den Apparat auf die Letztere.
Von Regulation der durch die mit Spitzengardinen verhangenen
Fenster hereindringenden Sonnenstrahlen war bei
dem als Erzphlegmatiker bekannten Menschen keine Rede.
Während dem er sich wieder entfernte, um sich mit
Präparirung der Platten zu beschäftigen, examinirte ich
inzwischen den kapsellosen ausrangirten Apparat und wandte
alsdann meine Aufmerksamkeit der hinter meinem Stuhl
aufgestellten Leinewand zu. Kurz nachdem ich meinen Sitz
wieder eingenommen hatte, betrat Keeler das Zimmer, schob
die Platten in den Apparat, dessen Rohr er mit einem
wollenen Tuche bedeckte. Nun berührte er mit der Hand
den Kasten, zog das Tuch weg und ei mahnte zu ruhigem
Verhalten. Während er sich darauf einige Schritte seitwärts
vom Apparate aufstellte, glaubte ich deutlich eine Berührung
meines linken, dem Fenster zugekehrten Armes verspürt zu
haben, schielte trotz des Gebotes, mich ruhig zu verhalten,
seitwärts, ohne etwas zu bemerken, was die Empfindung
hervorzurufen im Stande gewesen wäre. Im übrigen verhielt
ich mich negativ, d. h. ich dachte an Niemanden, um keinen
Einfluss auf den Prozess auszuüben. Nun begab er sich in
das dunkle Gemach behufs Entwicklung der Platte, auf
welcher ich ausser meinem schrecklich verunstalteten
Brustbilde noch einige andere mehr oder weniger deutliche
Gesichter erkannte. Nachdem das Negativ einigem)aassen
trocken geworden war, nahm ich dasselbe zu einem anderen,
d. h. zu einem professionellen Photographen zum Abdruck.
Das nunmehr vollendete Bild stellt mich dar, aber dergestalt
, als wäre mir die Haut bis zum Hemdekragen abgezogen
worden. Dagegen sind die meinen Kopf umgebenden
schönen Gesichter von drei weiblichen Wesen und einem
Kinde, sowie ein ausdrucksvolles Männerantlitz scharf und
fehlerlos. Da mein Kopf von denselben eingerahmt erscheint,
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