Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 345
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

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diese Ehe der schönen Hofdame nicht gebracht, das sah
die Oberhof'meisterin von Voss sehr richtig voraus; — 'Meine
Nichte sagte mir heute unter Thränen, seit acht Tagen sei
sie mit dem König heimlich getraut', bemerkt sie in ihrem
Tagebuche. 'Es betrübt mich tief, und ich kann mich mit
dem besten Willen eines Gefühls von Abscheu und Widerwillen
gegen eine Sache nicht erwehren, die so unerlaubt
ist, man mag an Schein gründen dafür angeben, was man
will. Ihr Gewissen wird es ihr schon genugsam sagen und
wird nicht wieder ruhig werden!* — Julie von Voss, die zur
Gräfin von Ingelheim ernannt worden war, gebar im Charlottenburger
Schlosse am 2. Januar 17W) einen Sohn (den
späteren Grafen von Brandenburg)^ selbst noch leidend,
verliess sie zu früh das Wochenbett, um den König, der an
einer Fussverletzung krank lag, zu pflegen; sie erkältete
sich hierbei und starb am 25. März still und ergeben. Am
4. April wurde sie in der Kirche von Buch, ihrem
Geburtsorte, beigesetzt — kein Stein kündet die Stelle, wo
sie ruht, kein Stein ihren Namen! Der König trauerte ein
Jahr um sie, dann hatte ihn eine neue Leidenschaft erfasst
für die schlanke Gräfin Dönhoff, mit der er sich gleichfalls
linker Hand verbinden liess, — Julie von Voss war vergessen
!" So unser Gewährsmann. (Vgl. ,,Psych. Studien'1
«Juni-Heft löH7 S. 27!) ff.) Aber Jvlie von Voss war wohl
nicht so ganz vergessen, als Herr Paul Lindenberg meint,
wenn der musikliebende König, der sogar mit einem
Mozart und Beethoven persönlich Stieichquartette, das eine
in .Fürsteas Garten bei Breslau, selbst auf seinen Reisen,
exeeutirt haben soll, sich nach unserer Vermuthung schon
lange mit dem Gedanken eines „Requiems" für sie trug.
Somit hätte seines geheimnissvollen Auftragbringers Vorgeben
im Juli 1701, dass der anonym bleiben wollende
Besteller der Todtenmesse, welcher ein „Kenner" wäre,
dieselbe für seine (erst vor zwei Jahren) gestorbene Gemahlin
wünsche, auch in diesem Punkte seine volle Richtigkeit.
Hiernach muss ich im Juni-Heft er. S. 249 Zeile 10 v. u.
den dort stehenden Satz folgenderraaassen berichtigen: —
„Seine (des Königs) dritte (anstatt; erste) Gemahlin war
schon längere Zeit gestorben, er hatte bereits die vierte
(anstatt: dritte), so dass ja wohl in dieser Vorgabe keine
faktische Unwahrheit verborgen lag. U. s. w." — Merk würdig
bleibt immerhin diese geheimnissvolle Bestellung im Zusammenhange
mit Mozarfz nahem Ende. Geistige Beziehungen
und prophetische Vorwarnungen lassen sich nicht durch
nüchterne Aufklärungsversuche in den sie begleitenden
Umständen hinwegdeuten. Trotz ihrer: Non liquet!


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