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Kurze Notizen,
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der ganze Streit um den § 6 und seine falsche Auslegung
wäre nicht möglich gewesen. — Es ist nicht die materielle
Schädigung unserer Standesgenossen, welche wir besonders
beklagen; es ist vor Allem die moralische Rückwirkung auf
den Stand selbst, welcher in Betracht kommt. Seit
Menschengedenken sind die mystischen Heilmethoden
in der Geschichte der Therapie von hervorragender
Bedeutung gewesen, und die zweischneidige Waffe
der Suggestion hat manchen Betrug und manche
Selbsttäuschung verschuldet. Je absurder das Aushängeschild
, um so grösser ist oft die Zahl der Wundergläubigen
, und die tägliche Erfahrung lehrt, dass die
viel gepriesene Aufklärung unseres Jahrhunderts hieran
nicht viel geändeit hat." — Wir weisen jede Gemeinschaft
mit solchem Treiben von uns und sagen mit Sonderegger:
— 'Die Medicin ist der edelste Beruf, aber das erbärmlichste
Handwerk1.'1 — Auch wir aeeeptiren diesen letzteren Ausspruch
in unserem geistigeren Sinne, und wenn wir zwischen
den chemischen Giften der Allopathen und den potenzirten
Arzneien der Homöopathen wählen sollten, so schlagen wir
uns auf die Seite der letzteren, eingedenk des Fiascos des
jüngsten ifoeA'schen Tuberkulins, das ja auch von wissenschaftlich
geprüften Aerzten auszubeuten versucht wurde.
Haben wir aber überhaupt zwischen Aerzten zu wählen, so
sind uns sogar die Naturärzte und Magnetiseure noch lieber
als alle staatlich geprüften Mediciner zusammengenommen,
den ihre Heilmethoden lassen wenigstens Natur auf Natur
wirken. Wer sich darüber eine helle Leuchte aufstecken
lassen will, der lese Andrew Jackson Davis' „Der A r z t"
(Leipzig, Oswald Mutze) und die neuesten Schriften des
Magnetiseurs ff Uly Meiehel in Berlin und die eben erschienene
Schrift des Magnetopathen Wilhelm Weder: — „Magnetotherapie
. Der Lebensmagnetismus als Heilmittel." (Nürnberg,
1892, Selbstverlag. Oommiss. Carl Gnobloch in Leipzig.) —
g) In einer kritischen Besprechung, welche E. Sfeindorfl*
in den ,.Göttinger gelehrten Anzeigen" Nr. 21 v. 15. October
1891 über /. von Pflugk-Harttung's „Untersuchungen zur
Geschichte Kaiser Konrad1$ IL" (Stuttgart, W Kohlhammer,
1890) bringt, sucht Sleindorff das Zeugniss eines zeitgenössischen
Geschichtschreibers Rudolfus Glaber durch
folgende Bemerkung als nicht ganz glaubwürdig zu
schwächen, während v. Pfl.-H. ihn für zuverlässig erklärt.
„Zur Würdigung des Rudolfus Glaber [welcher vorher als
ein eifriger Ciuniacenser und Gegner der angeblich blutschänderischen
Ehe Kaiser Konrad's IL mit Gisela, seiner
nahen Verwandten; characterisirt* ist,J im Allgemeinen
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