Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 358
(PDF, 168 MB)
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358 Psychische Studien. 8. Heft. XIX. Jahrg. (August 1892.)

auszubeuten, so war doch seine geistige Begabung mittel-
mässig, sein moralischer Charakter zweifelhaft, seine
Keligiosität entweder eine unbegreifliche Selbsttäuschung
oder baare Heuchelei. Die — auf unsere Zeit gekommenen
— Vorträge, welche er dem späteren König hielt, belegen
jenes Urthoil vollauf, lassen es freilich nicht ganz verständlich
erscheinen, weshaib ihn sein Schüler nicht einfach
weggejagt hat. Z. B. in dem Abschnitt über die Bevölkerung
Preussens findet sich der Vorschlag, aus den Juden als
bekannten tüchtigen und tapferen Reitern ein Husarenregiment
zu bilden, dessen sämmtliche Offiziere bis zum
Obersten einschliesslich ebenfalls Juden sein müssten, und
dergestalt ein christliches Husarenregiment zu ersparen.
Als Hauptwerkzeug zum Emporkommen am Hofe und im
Staate diente Wöllner der Rosenkreuzerorden. Die Rosenkreuzer
führten ihre Geheimlehre auf Moses und Zoroaster
zurück, behaupteten, den Stein der Weisen zu besitzen,
durch welchen sie Gold machen und das Lebenselixir
bereiten könnten, und waren vorzugsweise stark in Geistern
und Gespenstern. Nebenbei waren sie sehr fromm.
Allerdings hatte ihre Frömmigkeit bisweilen Lücken; musste
doch Wöllner einst seinen Ordensbrüdern einen ernsten
Verweis ertbeilen, weil sie bezweifelt hatten, dass ihre
'magistri achten Grades' aus gekochten Eiern Hühner brüten
könnten; durch die Gnade Gottes sei das sehr wohl
möglich/!) So war Wollner beschaffen, dessen Bitte um
Verleihung des Adels Friedrich der Grosse mit der Randbemerkung
abgelehnt hatte: — 'der Wöllner ist ein
betriegerischer und Intriganter Pfaffe', — und dem der
preussische Historiograph J. D. E. Preuss bezeugt, dass ihm
unter 260 Staatsministern vor ihm kein Einziger an Schuld
gleiche.*) Aber den Nachfolger Friedrich^ des Grossen,
einen wohldenkenden, ritterlichen und gütigen, leider
jedoch einer mit sinnlicher Schwäche gepaarten Frömmelei
ergebenen Herrn, hatte er durch den mystisch-
alchemistischen Schwindel (?) und Geisterspuk
des Rosenkreuzerordens gänzlich unterjocht. Noch wird in
dem Thurm Belvedere am Charlottenburger Schlosse**) dem
Besucher der Saal gezeigt, in welchem Wöllner und
Bischoffswer der, unterstützt von H. S, Oswald, einem
gewesenen Breslauer Kaufmann, den Wöllner zum Vorleser

*) Man vergl. hiergegen unsere Verteidigung Wöllner^ in —
„Geist-Erscheinung oder Betrog im Jahre 1787?" — in „Psych. Stud."
Juli-Heft 1887 S. 325ff. — Der Sekr. d. Red,

**) Yergl. „Psych. Stud.« Juni-Heft 1888 S. 286 sub


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