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362 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 8, Heft. (August 1892.)
keine Ruh", — schliesst das Gedicht keineswegs mit der
üblichen 4. Schluszstrophe: — „Sohn, übe Treu und Redlichkeit
u. s. w.", sondern es sind im Originalgedichte noch
6 achtzeilige Strophen zwischen die jetzige 3. und 4. eingeschaltet
, welche also lauten: —
4.
Dann muss er in der Geisterstuud*
Aus seinem Grabe gehn
Und oft als schwarzer Kettenhund
Vor seiner Hausthür stehn.
Die Spinnerinnen, die, das Rad
Im Arm, nach Hause gehn,
Erzittern wie ein Espenblatt,
Wenn sie ihn liegen sehn.
5.
Und jede Spinnestube spricht
Von diesem Abenteu'r
Und wünscht den todten Bösewicht
Ins tiefste Höllenfeu'r.
Der alte Kunz war bis ans Grab
Ein rechter Höllenbrand:
Er pflügte seinem Nachbar ab
Und stahl ihm vieles Laad.
6.
Nun pflügt er, als ein Feuermann,
Auf seines Nachbarn Flur
Und misst das Feld hinab, hiuan,
Mit einer glühenden Schnur,
Er brennet, wie ein Schober Stroh,
Dem glfih'nden Pfluge nach
Und pflügt, und brennet lichterloh,
Bis an den hellen Tag.
7.
Der Amtmann, der die Bauern schund
Und hurt', und Hirsche schoss,
Trabt Nacbts mit einem schwarzen Hund
Im Wald auf glüh'ndem Ross.
Oft geht er auch am Knotenstock
Als rauher Brummbär um,
Und meckert oft als Ziegenbock
Im ganzen Dorf herum.
8.
Der Pfarrer, der aufs Tanzen schalt,
Und Filz und Wuchrer war,
Steht Nachts als schwarze Spukgestait
Um zwölf Uhr am Altar;
Paukt dann mit dumpfigem Geschrei
Die Kanzel, dass es gellt,
Und zählet in der Sakristey
Sein Beicht- und Opfergeld.
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