Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 371
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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du Prel: Das Sprechen in fremden Zungen. 371

blosse Gedächtniszsteigerung erklärt werden. Wenn z. ß.
eine Kreolin, die im Alter von fünf Jahren nach Frankreich
gekommen war, aber ihre Muttersprache vergass, im
Somnambulismus nicht mehr französisch, sondern kreolisch
sprach, nach dem Erwachen aber wieder vergessen hatte,1)
so ist hier nur von einem alternirenden Wiederaufleben
latenter Fähigkeiten die Rede. — Schindler erwähnt einen
Mann, der, in Frankreich geboren, in seiner Kindheit nach
England kam; nach einer Kopfverletzung sprach er
französisch, welches er längst vergessen hatte.2) — Ein
Matrose, wegen einer Kopfverletzung operirt, genas so weit,
dass er wieder sprechen konnte; aber Niemand verstand
seine Sprache, die endlich als Walisisch erkannt wurde.
Seit 30 Jahren war er aus Wales entfernt und hatte seine
Heimathsprache ganz vergessen, die er nun ausschliesslich
reden konnte. Nach seiner gänzlichen Heilung sprach er
wieder englisch, vom Walisischen dagegen wusste er nichts
mehr.3)

Eine Gedächtniszsteigerung kann aber auch zur Folge
haben, dass eine Sprache, die man im normalen Zustand
mangelhaft spricht, geläufiger gehandhabt wird. Gmelin
berichtet über ein Stuttgarter Mädchen mit alternirendem
Bewusstsein. In ihren Anfällen hielt sie sich für eine
französische Emigrantin und sprach dann elegant französisch,
wie sonst nie, deutsch aber nur gebrochen; je näher sie
aber wieder ihrem Normalzustand kam, desto geläufiger
sprach sie wieder deutsch und desto schlechter französisch.4)
— Der Arzt Brandis behandelte ein hysterisches Mädchen,
welches französisch und englisch erlernt hatte, aber nicht
fertig sprach; im Somnambulismus aber redete sie deutsch,
französisch und englisch, wie man es nur von einem geistreichen
Frauenzimmer dieser Nationen erwarten konnte.
Sprüche, Sentenzen und Lieder, in der frühesten Kindheit
erlernt, aber längst vergessen, wurden nun mit der lautesten
Stimme und mit anziehender, geistvoller Declamation recitirt
und kommentirt.5) — Der Arzt Pezzi berichtet über seinen
Neffen, einen Nachtwandjer, der oft Verse citirte, die er
vor langer Zeit gelernt und wieder vergessen hatte, auch
geläufig französisch sprach, welches er doch im Wachen

*) „Annales du magn&isme animal." IL 118.
2) Schindlet: — „Das magische Geistesleben." 238.
8) Pertyx „Blicke in das verborgene Leben des Menschengeistes
." 19.

4) Perty: — „Die mystischen Erscheinungen." 1. 351.

5) Brandis*. — „Heber psychische Heilmittel und Magnetismus." 26.

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