Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 372
(PDF, 168 MB)
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372 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 8. Heft. (August 1892.)

nur mangelhaft sprechen konnte.1) — Ebenso führt Moreau
de la Sarthe einen zwölfjährigen Knaben an, der nur die
Anfangsgründe des Lateinischen kannte, aber im Fieber es
mit auffallender Reinheit sprach.2)

Es sind sogar Fälle berichtet, dass Sätze aus einer nie
erlernten Sprache, die aber einst gehört worden waren, bei
eingetretener Gedäehtniszsteigerung vom Gehirn gleich einem
Phonographen mechanisch, aber ohne Verständniss, wiedergegeben
wurden. Aber auch diese Fälle gehören nicht zu
unserem Problem; es liegt ihnen ebenfalls die Gedächtnisssteigerung
, also eine andere Ursache zu Grunde, als den
eigentlich mystischen Fällen, in welchen eine Sprache Verstanden
und gesprochen wird, die nie erlernt, oft auch nie
gehört worden war.

Ebenso müssen wir nun aber innerhalb der mystischen
Fälle e.ne Scheidung vornehmen, wenn die zu Grunde
liegende Ursache nicht immer die gleiche sein sollte. In
der mystischen Gabe der Sprachen ist nun in Bezug auf
die Wirkung das blosse Verstehen vom Sprechen zu unterscheiden
, also zwei Fähigkeiten, die keineswegs immer
verbunden auftreten. Da nun die eine ohne die andere
aultreten kann, so wäre es immerhin möglich, dass sie auch
bezüglich der Ursache auseinander gehalten werden müssten.

Das Verstehen einer fremden, nie erlernten Sprache
ist nun sofort denkbar, wenn wir die Thatsache der „Gedankenübertragung
" zugeben. Wenn mir Jemand seine
Gedanken übertragen kann, so ist es vollkommen gleichgültig
, in welche Laute, in welche Sprache er dieselben
kleidet Der Laut ist nur die äussere Form des Gedankens,
er ist dem Gedanken an sich gleichgültig. Es könnte also
immerhin ein ganz eigentliches Gespräch geführt werden,
wenn der Agent sich einer beliebigen, dem Percipienten
unbekannten Sprache bedienen sollte, dieser aber in seiner
Muttei spräche antworten würde; es würde aber nur ein
Verstehen, nicht ein Sprechen in fremder Zunge vorliegen.

Solche Fälle sind nun zahlreich berichtet. Sie haben
nichts Unwahrscheinliches an sich; denn die Gleichgültigkeit
des Lautes für den zu übertragenden Gedanken wird, sogar
im höchsten Grade, bewiesen durch die „wortlose Suggestion",
die im Somnambulismus und Hypnoüsmus vorkommt. Wenn
nun dem Gedanken die äussere Lautform unbeschadet der
Uebertragung ganz fehlen kann, so kann sie offenbar auch
wechseln unbeschadet der Uebertragung. Es kommt eben

x) Passavant*. — „Untersuchungen über Lebensmagnetismus." 147.
2) Moreau de la Sarthe in „Encyclop, m6thod. art. m6d. mentale,'*

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