Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 373
(PDF, 168 MB)
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du Prel: Das Sprechen in fremden Zungen. 373

auf den Gedanken an, nicht auf die Form. Diese kann
wechseln, sie kann also auch eine dem Percipienten ganz
unbekannte Sprache sein, und sie kann endlich ganz fehlen.
Wer also die wortlose Suggestion zugiebt, die ich etwa
hundert Mal beobachtet habe, muss eo ipso die Möglichkeit
zugeben, dass eine fremde Sprache verstanden wird. Es
wird nicht der Laut verstanden, sondern nur der Gedanke
des Agenten wird aufgenommen. Der Magnetiseur oder
Hypnotiseur, welcher eine Suggestion ertheilt und dabei sich
einer fremden Sprache bedient, macht dadurch die Sache
keineswegs unerklärlicher; er vermehrt nicht die Schwierigkeit
des Phänomens, sondern die Schwierigkeit ist die
gleiche, ob nun die Suggestion in einer bekannten, oder
einer fremden, oder in gar keiner Sprache geschieht. Da
beim Somnambulen ünempfindlichkeit der peripherischen
Nerven gegeben ist, hört er überhaupt nicht, sein Ohr wird
vom Laute nicht afficirt; er vernimmt die Suggestion nicht
vermöge des Lautes, sondern vermöge des Gedankens, der
darin steckt, und zwar nur unter der Bedingung, dass er
mit dem Agenten in Rapport steht. Darum vernimmt er
nur — ich unterscheide das Wort vom äusserlichen Hören
— seinen Magnetiseur und diejenigen Personen, mit welchen
er durch den Magnetiseur in Rapport gesetzt wird; die
übrigen hört er nicht, und gehorcht darum auch nicht ihren
Suggestionen. Angenommen aber selbst, das Ohr des
Somnambulen wäre für Schallwellen empfindlich und würde
vom Laute der fremden Sprache afficirt, so würde er doch
nicht don Laut verstehen, sondern nur den unvermeidlich
mitgedachten Gedanken. Von einem Verstehen der fremden
Sprache als solcher wäre demnach auch dann noch
keine Rede.

Die Kirche erklärte, und das noch in Geltung befindliche
„Manuale exorcistarum"*) erklärt es noch als ein Zeichen
von „Besessenheit", wenn der Kranke fremde Sprachen
versteht. Aber, wie denn überhaupt aus der Besessenheit
die Hälfte aller Fälle auszuscheiden und dem Somnambulismus
zu überweisen ist, so auch das Verstehen fremder Sprachen.
Wir brauchen den Teufel nicht zu bemühen, weil die Erklärung
durch Gedankenübertragung viel naher liegt und
einfacher ist.

Professor Petetin hat schon vor hundert Jahren nachgewiesen
, dass in der „Katalepsie" die gleichen Phänomene

*) „Handbuch für Geisterbeschwörungen",


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