Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 390
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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390 Psychische Studien» XIX. Jahrg. 8. Heft. (August 1892.)

solche hinzugekommen sein mag —, sondern die grausame
Reaetion gegen ein Volkslaster. Man thut Unrecht,
die Hexen Verfolgung mit der Orthodoxie des 17. Jahrhunderts
in Verbindung zu bringen, oder die christliche Moral für
jene Ausschreitungen verantwortlich zu machen. Denn
Hexen Verbrennungen kamen ebensogut in Italien vor, und
sie sind viel älter als diese Orthodoxie. Die berüchtigte
Hexenbulle Innocenz' des Fl IL stammt aus dem Jahre
1484. Man könnte ebensogut die christliche Moral dafür
verantwortlich machen, dass überhaupt Todesurteile gefällt,
und dass Kriege geführt werden. Die Verantwortung
trägt die Rechtspflege jener Zeit.

„Man war bisher der Meinung, dass die sämmtlichen
Aussagen den armen Opfern von den Richtern unter der
Folter eingeflüstert und durch diese herausgeholt worden
seien. Wenn man nun auch annimmt, dass die Tollheit
mit der Zeit Methode werden und zu einem System gebracht
werden kann, wie es denn wirklich eine ganze 'wissenschaftliehe
Hexenlitteratur' giebt, so bleibt doch merkwürdig,
dass die Angaben der Weiber in gewissen Punkten überall
übereinstimmen. Hierher gehört, dass sie angeben, durch
die Luft geflogen zu sein und sinnliche Genüsse gehabt
zu haben.

„Neuere auf medicinischer Grundlage angestellte
Untersuchungen machen darauf aufmerksam, dass bei allen
Hexenangelegenheiten der Hexentopf eine grosse Rolle
spielte Es steht fest, — wir folgen hier einem Aufsatze
von Robert Rebs-Randau —, dass sich die Hexen mit einer
gewissen Salbe einzureiben pflegten, dass sie in Schlaf
verfielen, dass sie dann glaubten, durch die Luft entrückt
zu werden und sich in angenehmer männlicher Gesellschaft
zu befinden. Geiler von Kaiserberg erzählt, dass es ein
Dominikaner mit angesehen habe, wie sich ein Weib in
einem rheinischen Dorfe mit einer Salbe eingeschmiert habe
und, nachdem sie sich in die Backmulde gesetzt, eingeschlafen
sei. Im Schlafe habe sie sich so lebhaft bewegt,
dass sie schliesslich mit der ßackmulde umgeschlagen sei.
Eine ähnliche Erfahrung machte eia florentinischer Richter
Paolo Minucci mit einer Frau, die ihm unter der Anklage
der Hexerei zugeführt war. Die Frau gab unumwunden
den Besuch des Hexensabbaths zu und versicherte, sie
werde denselben Abend noch ausfahren, wenn man ihr
ihre Salbe gäbe. Dies geschah. Sie Legte sich entkleidet
aufs Bett, schmierte sich ein und verfiel in Schlaf. Minucci
Hess sie nun am Bette festbinden und harrte der Dinge,
die da kommen sollten* Es geschah aber nichts. Nun


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