Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 391
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Ein Wort für und an die Hexenriehter. 391

versuchte man die Hexe zu wecken, was aber weder durch
Kneipen, noch durch Stechen oder Brennen gelingen wollte.
Nach dem Erwachen machte sie einen Bericht, in dem sich
die Phantasie ihres Traumes mit den Schmerzeindrücken,
die sie empfunden hatte, mischten. Damit war also dem
Richter der Beweis geliefert, dass die Fahrt nach dem
Hexensabbath auf Einbildung beruhte. Noch interessanter
war der Versuch, den der Leibarzt Karts F., Andreas a Laguna,
1540 in Nancy anstellte. Er behandelte das Weib eines
Henkers, das an Tobsucht und Schlaflosigkeit litt, das also
als corpus vile betrachtet wurde, mit der Hexensalbe, indem
er sie am ganzen Leibe damit einschmierte. Das Weib
verfiel in einen 36 stündigen Schlaf, aus dem es nur mit
Mühe erweckt werden konnte. Beim Erwachen beklagte
sich die Frau bitter, dass man sie der G-esellschaft eines
schönen jungen Mannes entrissen habe.

„Aus diesen Beispielen geht hervor, dass die Hexensalbe
ein Rauschmittel war, ähnlich dem jetzt gebrauchten
Opium und Hanf. Es wurde angewandt, indem man es
auf die rot geriebene Haut auftrug und in die Haut einrieb,
also die aufreizenden Bestandtheile der Salbe direct dem
Blute zuführte, ein Verfahren, das man heute in der Form
der subcutanen Injection anwendet. Die Salbe bestand
neben gleichgiltigen Dingen, wie Fett, Blut, Oel und Russ,
aus Abkochungen oder Ausspressungen von Bilsenkraut,
Belladonna, Nachtschatten, Wassermerk, Eisenhut, Mandragora
, Sumpfsellerie, Kalmus und den Schierlingsarten.
Die Säfte dieser Pflanzen wirken theils auf das Rückenmark,
theils als Aphrodisiaca (Liebeserreger). Sie lassen ebenso
wie die Opiate die Täuschung entstehen, als ob man fliege.
Natürlich zerrütten sie mit der Zeit den Organismus.
Besonders wirken einige der Gifte auf die Pupille und
verursachen Entzündungen der Augenränder, die vom Volke
als Triefaugen und Erkennungsmerkmale der Hexen ganz
richtig bezeichnet wurden. Wir verstehen also, was die
Fahrt nach dem Blocksberge, was der Hexenkessel, das
Triefauge und die Hexensalbe zu bedeuten hat, und um
was es sich bei den Hexen handelt, um ein Voikslaster,
um ein Rauschmittel, dessen sich die Elenden im Volke
bedienten, besonders die Weiber, die nach einer zügellosen
Jugend ein einsames Alter lebten.

„Damit gewinnt die kulturhistorisch unerklärliche
Erscheinung der Hexenverfolgungen ein ganz anderes Aussehen
. Die Anklage der Hexerei ist nicht aus der Luft
gegriffen, sie hat eine sachliche Unterlage. Man hat ja
damals die Erscheinung gänzlich verkannt und mit Feuer


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