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Kurze Notizen.
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war der Spuk, welcher fast zwei Jahrhunderte gewährt hatte,
entdeckt. — So berichtet in der 2. Beilage zum „General-
Anzeiger für Leipzig und Umgebung" v. 31. Mai 1ö92. Der
entdeckte Orgelspuk deutet aber deshalb noch auf keine
ähnliche Erklärung des schwedischen Gespenstes vor 1675.
In Leipzigs Chronik befinden sich auch noch verschiedene
andere gespenstische Vorgänge unaufgeklärter Art.
e) Herr Pastor em. Reichenbach in Brandenburg theilt
uns des Weiteren, d. d. Brandenburg, 25. April 1892,
Folgendes mit: — Zunächst quittire ich dankbar über den
Empfang der letzten Hefte und mache nun folgende Mittheilung
. Ich habe Ihnen ja wohl schon geschrieben, wie
in Wandlitz mein Nachbar Steffin die Flechten besprechen
konnte, deren Krankheitsstoff er auf eine gelbe Weide
übertrug, und wie selbst Juden dreimal bei zunehmendem
Monde kamen, sich auf diese Weise von ihrer Krankheit
zu befreien. Auch vom Müller Prems, seiner Doppelgängerei
und dem Voraussehen des Todes bei einem kranken
Menschen habe ich Ihnen erzählt» Der Prof. Landois macht
nun folgende Mittheilung: — Eine Muttersau hatte zehn
ihrer Saugferkel aufgefressen, und im folgeuden Jahre hatte
sie schon zwei ihrer Ferkel gefressen, so dass der Besitzer
in Besorgniss war, er würde wieder um die Thierchen
kommen. Die Viehmagd behauptete, dass sie einen Mann
kenne, der durch einfaches Besprechen die Sau von der
schlimmen Gewohnheit zu heilen verstände. Der Besitzer
gab zu, dass der Zauberkünstler gerufen würde. Derselbe
legt der Sau einen Maulkorb auf und spricht dann hundert
Mal hintereinander: — „Schwienken, Schwienken, schlopp
es! (soll heissen: — verschlaf es!"), indem er mit den Händen
jedesmal die Stirn des Thieres von den Ohren bis zur
Schnauze streicht. Und sonderbar! Die böse Sau ist wie
umgewandelt. Sie legt sich ruhig auf ihr Strohlager nieder.
Die übrig gebliebenen acht Jungen saugen von den Zitzen,
ohne von der Alten im Geringsten behelligt zu werden, und
auch später hat sie nie wieder ein Junges aufgefressen.
Den Erklärungsgrund für diese Wirkung sucht Prof. Landois
darin, dass durch das eintönige Sprechen und das vielfach
wiederholte sanfte Streicheln die Sau in einen hypnotischen
Zustand versetzt ist, und dann, nachdem sie einmal das
Saugen dei Jungen gelitten und die Vortheile der Milchentziehung
selbst empfunden, die Jungen gern habe weiter
saugen lassen. Gar mancher Schweinepächter möchte es
wohl auch versuchen.
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