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Krziwan: Ein Brief u. zwei Artikel über Telepathie aus Chile. 405
sagte ruhig folgende Worte: — „Lo que he tenido es que
acabo de asistir a la Dauerte de mi hermano Daniel"
[„Soeben bin ich beim Tode meines Bruders Daniel anwesend
gewesen; das ist es, was ich hatte!"] — Wir wollten
ihn von dieser Meinung abbringen, welche uns Schrecken
einflösste durch die Art und Weise, wie er sie ausdrückte,
obwohl wir ihr keine Bedeutung beimaassen, da die einzige
Nachricht, welche er damals von Daniel hatte, in nichts
weiterem bestand, als dass dieser an Pulmonie erkrankt
war, sich aber zur Zeit unserer Abreise bereits sehr erholt
hatte. Trotzdem bestand Demetrio darauf, und indem er
sich in Gegenwart aller an mich wendete, sagte er mit der
grössten Sicherheit* — ,.Thue mir den Gefallen, Dir aufzuschreiben
, dass ich heute am 17. Mai um 5 Uhr Morgens
Daniel sterben sah." — Nach unserem Austritte aus der
Oordillera erfuhren wir zu unserem grossen Erstaunen, dass
Daniel in den nämlichen Tagen (en esos mismos dios)
wirklich gestorben war. Wir begriffen nicht die Tragweite
dieses Ereignisses, obwohl wir seit dieser Zeit etwas Fremdartiges
in seinem Blicke bemerkten, und erst später konnte
ich mich überzeugen, dass es die Hand des Todes gewesen
war, welche an die Thür seiner erschöpften und gebrochenen
Natur geklopft hatte. Armer Demetriol Nur einige undankbare
Stunden länger lebte er noch, Stunden tiefster
Bewegung und schrecklicher Angst!.............♦
Wir ritten weiter. . . . Der Schnee reichte bereits an das
Sattelzeug unserer Tbiere heran. ♦ . ♦ Die Schneemassen
bereiteten uns jeden Augenblick mehr Schwierigkeiten.
Wenn der Schneesturm bald eintreten würde, würden wir
vom Schnee eingeschlossen werden und verurtheilt sein, zu
erfrieren, das wussten wir. . . Und thatsächlich nach kurzer
Wegstrecke mussten wir unsere Lebensmittel zurück lassen.
Niemals wird die Erinnerung an diese schreckliche Flucht
unserem Gedächtniss entschwinden. . . . Die Nacht über
streckten wir uns in den Schnee hin.. ♦ Wir glaubten erfrieren
zu müssen.. . Wir hatten nichts weiter an Proviant als eine
halbe Masche Cognac, und Pleiteado, welcher der Proviantverwalter
war, befahl, dass der Letzte die Flasche nicht zu
nahe bei uns liegen lasse, damit diejenigen, welche uns im
nächsten Jahre hier finden würden, nicht glaubten, wir
seien als Tiunkenbolde gestorben, noch solle er dieselbe so
weit entfernen, dass sie nicht der Eine oder Andere in
seinen letzten Nöthen finden könnte. Wir beriethen uns
über den kommenden Tag und wurden schlüssig, falls wir
ihn erlebten, ein Maulthiergastmahl einzunehmen; und so
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