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Krziwan: Ein Brief u. zwei Artikel über Telepathie aus Chile. 407
Meine Frau sandte sofort Antwort ab, worin sie bat.
man möge ihr sofort mittheilen, was zu Hause vorgefallen
sei, und ob der Traum nicht doch auf Wahrheit beruhe?
Seit jener Nacht konnte sie die Beklemmung und Sorge um
die Mutter wicht mehr los werden, obwohl später eingetroffene
Briefe aus der Heimath bestätigten, dass die
Mutter wieder hergestellt sei, z. B. das Schreiben ihrer
Schwester vom 21. XII. 1890, empfangen im Chillan am
3* Februar 1891, worin dieselbe äussert, dass die Mutter
wieder gesund sei. (Briefe von Oesterreich nach Chillan
sind stets einige vierzig Tage unterwegs). Das Angstgefühl
nahm aber nicht ab, trotzdem ich und einige unserer
näheren Bekannten sie mit Hinweis auf die günstigen
Nachrichten zu trösten versuchten. Am 2. März — so
lange dauerte die Ungewissheit, in der sich meine Frau
schweben fühlte, — traf ein Schreiben ihrer Schwester ein,
d. d. 15. Januar 1891, dass ihre Mutter am 9. I., nach
siebentägigem, schmerzensvollem Krankenlager verstorben
sei. — Ich hatte, angesteckt von der steten Besorgniss
meiner Frau, den Brief geöffnet, obwohl er an sie gerichtet
war, (was ich bis dahin nie gethan und seither nicht
wiederholt habe,) und konnte sie schonend vorbereiten, was
mir um so mehr geboten schien, als sie schwanger war.*)
Als ich ihr die Wahrheit entdeckte, rief sie schmerzbewegt:
— „0, ich hab' es ja gewusst, — mein Traum!"
Zur Zeit, als meine Schwiegermutter im Sterben lag,
kündigte sich dieser ihr Zustand an: — 1) durch einen
Traum, in der Nacht vom 4. bis 5. Januar, 2) sechs bis
acht Stunden später durch einen von der Hand der Mutter
geschriebenen und sechs Wochen früher abgeschickten
Zettel, worin sie sagt: — „Ich gehe in die Ewigkeit, lebe
wohl!" —
Chillan, am 19. Mai 1892,
JSFieetas Krziwan.
Occultistische Reise - Erinnerungen
an Eusapia Palladino und Cavaliere R.
Von Ii. Deinhard.
Sind Berichte über Dunkel-Sitzungen Skeptikern
gegenüber rathsam? Der Herausgeber der „Sphinx"
*) Unsere geehrten Leser werden bemerken, dass gerade dieser
Zustand, wie bei des hier Unterzeichneten Mutter im Artikel vom
nächtlichen Leuchter und wilden Jäger, für telepathisches Schauen
am geeignetsten erscheint. — Der Sekr. d. Ked.
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