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412 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 9. Heft. (Septemher 1892.)
hintereinander: — „Parliaino!" Diese merkwürdige Be-
tbeiligung an dem allgemeinen Gespräche hatte aber einen
guten Grund, der mir allerdings in solchen Sitzungen zum
ersten Mal entgegentrat Das Medium forderte nämlich
mit seinem: — „Parliaino!" — häufig zum Sprechen auf,
offenbar von der Erfahrimg geleitet, dass sich die Phänomene
besser entwickeln, wenn gesprochen wird, und also keine
gespannte Erwartung vorwaltet, wozu ja die Dunkelheit so
leicht verführt. Diejenigen, welche nun Nichts zu sagen
wussten, oder Nichts oder doch nur wenig auf Italienisch
sagen konnten, wie ich, fingen dann allemal an, mechanisch
das „Parliamo" nachzuplappern, wodurch allerdings eine
gewisse heitere Stimmung erhalten blieb, und das düstere
lasichhineinbrüten, in das man in der Dunkelheit so leicht
verfällt, vermieden wurde. Zu demselben Zwecke soll in
amerikanischen Sitzungen gesungen werden, worüber ich bis
jetzt wenigstens keine Erfahrung besitze.
Die Beleuchtung wurde in Rom in der ersten Periode
der Sitzungen durch eine an die Wand gehängte Laterne
mit rothem Glas, welches zur Abschwächung noch mit Papier
verklebt oder verhängt wurde, besorgt.
Die Sitzungen begannen mit der Bildung der Kette,
die Hände aber nicht auf dem Tisch aufliegend, sondern
etwa 40 Oentimeter über dem Tisch gehalten. Der letztere
hob sich nach kurzer Zeit frei vertical aufwärts, blieb unter
der Handkette einen Moment schwebend und fiel dann mit
Geräusch zu Boden. Dies mehrmals* Dann wurde das aus
den Crookes'schen Aufzeichnungen über seine Sitzungen mit
Home her bekannte Experiment gemacht. Sprach Hoff mann:
— „Caro Esposito", (so wurde das sich manifestirende
Wesen angeredet,) „mache den Tisch schwer!" — so konnte
ich denselben kaum aufheben; sprach er: — „Mache den
Tisch leicht!" — so ging das Aufheben sehr leicht,
Nach diesem Phänomen, bei dem wir allerdings nicht
wie Orookes mit einem Dynamometer in Zahlen die erhaltene
Gewichtsdifferenz konstatiren konnten, machte mich mein
Nachbar, der neben dem Medium sass, auf dieses aufmerksam
, dessen Gestalt ich jetzt, bei der mangelhaften Beleuchtung
nur als dunkle Masse erkenntlich, langsam in
steifer Haltung in die Höhe und dann über den Tisch
schweben sah. Hoffmann und das fortwährend tief stöhnende
Medium baten dabei mehrmals: — „Ne rompere la catena!"
d. h. „Ja die Kette nicht brechen", wegen der Gefahr des
sofortigen Herabfallens! Mit meinen mit in dieser Kette
befindlichen beiden Händen konnte ich nur unvollkommen
die Stellung des Mediums kontrollireu. Ich that diess,
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