Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 420
(PDF, 168 MB)
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420 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1892.)

versammelte, was Geist, Witz und Kenntnisse besass.
Solche Damen waren: — die Tencin, Geoffrin, VEspinasse,
Du Deffand und andere, und ihre Salons standen jedem
Manne von Geist offen; in ihnen verkehrten Männer wie
Montesquieu, Voltaire, Diderot, d?Alembert nebst vielen anderen.
Buckle hat ganz richtig darauf hingewiesen, wie ausgleichend
auf die Gesellschaft dieselben gewirkt haben. Hier versammelten
sich Geistliche, Adlige, Bürgerliche auf Grund
gleicher gesellschaftlicher Rechte, was früher nie der Fall
gewesen war." — Aehnliche Salons wurden ja, wie im
Vorhergehenden bereits angedeutet, auch in Berlin eröffnet.
Neu und anregend waren für preussische Politiker und
besonders für unseren Kant im fernen Königsberg, aus dem
er Zeit seines Lebens nicht viel über sein Weichbild
hinausgekommen ist, die englischen Parlamentsverhandlungen
und Burke's Reden für die Freiheit und die Rechte Nordamerikas
.

„Der Aufklärung gegenüber", — fährt Herr
v. Schubert-Soldern fort, — „machte sich aber auch eine
Gegenströmung geltend, die ihren Ausdruck im Pietismus
und Spiritismus fand. — Der 'Pietismus* fasste die
Religion nicht von ihrer dogmatischen, sondern von ihrer
praktischen und gefühlvollen Seite auf. Er verlangte strenge
Enthaltsamkeit, verdammte selbst jede leichte Leetüre und
harmlose Geselligkeit, ja er gönnte seinen Anhängern nicht
einmal die Freude an der Natur und den schönen Künsten.
Kant selbst wurde von seiner Mutter nach dem Schema des
Pietismus erzogen, und obschon er selbst niemals Anhänger
des Pietismus war, so zog er doch aus demselben seine
streng moralische Gesinnung, welche er später in allen
seinen ethischen Schriften offenbarte. Vor allem hat auf
ihn in dieser Beziehung Fr. Alb. Schulz, der damalige
bedeutendste Vertreter des Pietismus, zugleich Leiter des
Oollegium Friedericianum in Königsberg, gewirkt, dessen
Betstunden er besuchte. Er ging so durch eine streng
moralische Schule, und sein Begriff der Heiligkeit in der
'Kritik der praktischen Vernunft' wurde schon damals in
ihm vorgebildet. Kant äusserte sich später folgendermaassen
über den Pietismus: — 4Waren auch die religiösen Vorstellungen
der damaligen Zeit und die Begriffe von dem,
was man Tugend und Frömmigkeit nannte, nichts weniger
als deutlich und genügend, so fand man doch wirklich die
Sache. Man sage dem Pietismus nach, was man will,
genug die Leute, denen er ein Ernst war, zeichneten sich
auf eine ehrwürdige Weise aus. Sie besassen das Höchste,
was der Mensch besitzen kann, jene Ruhe, jene Heiterkeit,


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