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434 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1892.)
Bewegung setzen, sondern nur ein Gelispel, womit sie ihre
Worte ausdrücken." Das kommt bei Sprachmedien in der
That häufig vor. — „Wenn ein Dämon — sagt Psellus —
von der Klasse der Unterirdischen in einen Menschen eindringt
, so schüttelt und verdreht er ihn und spricht durch
ihn, indem er den Athem des Leidenden tenützt, als ob er
sein eigenes Werkzeug wäre." — Er führt eine unwissende
Frau an, die nach ihrer Entbindung mit einem armenischen
Bischof armenisch sprach.1) — Ebenso bezeichnet Tertullian
Sprachmedien, wenn er sagt, dass sie von Gott ergriffen zu
sein glauben und keuchend reden.2) — Die heidnischen
Götter waren aber für die Kirchenväter Dämonen, und so
trat an Stelle der göttlichen Inspiration, von welcher die
Neuplatoniker reden, die teuflische Besessenheit, gegen
welche der Exorcismus anzuwenden sei. Die Kirche geräth
dabei freilich in die Verlegenheit, dieses Phänomen auch
innerhalb der weissen Magie anerkennen zu müssen, wenn
es bei einem heiligen Medium eintritt. So bei der heiligen
Elisabeth zu Schönau bei Trier, welche in der Ekstase
lateinisch sprach, das sie nie erlernt hatte.8) — Die heilige
Hildegard hatte in ihren Ekstasen sogar ihre eigene innere
Sprache,4) die Niemand verstand, und war darin eine
Vorläuferin der Seherin von Prevorst. Diese nämlich
sprach und schrieb eine ganz fremde Sprache, welche sie
ihre Innere Sprache nannte, aber nur im schlaf wachen
Zustand, jedoch so consequent, dass ihre Umgebung nach
und nach sie verstehen lernte.5)
(Schluss folgt.)
III. Abtheilung*
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergL
Die „übersinnlichen" Verkehrswege.
Von Johannes Spanuth in Minden.
Auf Seite 382—383 des diesjährigen Juni-Heftes der
„Sphinx" wird die „Widerlegung" einer Lombroso'schen
Hypothese besprochen: — Lombroso bezeichnet die Gehirn-
*) Psellus: — „De operatione daemonum."
*) Tertullian: — „Apol." o. 23.
3) Trühemiusi — „De vir. illustr. ord. S. Benedicta 335.
*) Görres II. 162.
*) Kerner: — „Die Seherin von Prevorst." 148—151.
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