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438 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 9. Heft (September 1892.)
Herr Amtsrichter B., der bis dahin nur Ohr und Auge
gewesen war, seine Stimme und sagte: — „Sehen Sie, meine
werthen Anwesenden, jetzt will ich Ihnen sagen, weshalb
ich zum Binden appretirtes Band und nicht den üblichen
Bindfaden genommen habe; sehen Sie, läge hier irgend eine
turnerische Leistung vor, ein Sichherauswinden aus den
Bandagen, dann wäre dieses noch so ganz neue, steif und
glatt aussehende Band durch Sehweissfinger beschmutzt, es
wäre schlaff und zerknittert worden, was nicht im Geringsten
zu konstatiren ist. Die Sitzung hat mich grossartig befriedigt
und liegt hier kein Schwindel vor." —
Wir Beisitzer waren derselben Meinung wie der Herr
Amtsrichter, und so lautete das Urtheil: — „Echt wie
Gold!" —
Warum soll es bei der Frau Töpfer nun anders zugegangen
sein, als bei Frau ßemmler? Erst genau prüfen,
dann urtheilen!
Beiträge zur Ijehre vom Aniiiii$inii$
(Nach Professor J. Kohler in Berlin —
referirt von Gr. C. Wittig)
betitelt sich ein Artikel in „Das Ausland". Wochenschrift
für Erd- und Völkerkunde, herausgegeben von Karl von den
Steinen, Stuttgart, 31. August 1891, Jahrg. 64, Nr. 35,
S. 681—687, worin er „I. über den x^nimismus bei den
Hindustämmen" in 8 §§ handelt. Der Seelenglaube sei die
Poesie und die Philosophie der Naturvölker. Wie sehr
gerade bei den Hindus der Geisterglaube (ähnlich wie bei
den von G. A. Wilken in „Het animism bij de volken van
den Indischen Archipel" [Amsterdam 1884—1885] meisterhaft
behandelten malaiischen Stämmen) das Leben durchzog, das
bewiesen die Grihya-Sütras, die Bücher der Lebensregeln,
welche dem Menschen in den verschiedensten Perioden seines
Daseins die nöthigen Anweisungen geben: in allen möglichen
Thätigkeiten habe er seine Verehrung darzubringeu,
seine Gebete zu sprechen, die Geister anzurufen, ihnen zu
opfern. Der Ueberlebende könne dem Verstorbenen seine
Gebete ins Jenseits senden und ihm Beistand leisten, auf
dass er seine grosse Reise glücklich überstehe. Aber die
Menschenseele könne auch verderblich walten im Reiche
des Lebens, bis in ferne Gegenden hinaus wirken, ihren
Fluch auf die Mitwelt senken, und man seufze unter dem
Drucke des nächtlichen Alps, unter den Schauern des
Zaubers, welcher Generationen hinwegraffe und ihre Habe
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