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440 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1892.)
das Hexenthum zu erkunden. Eine Note besagt: — „Die
Universalität des Hexenglaubens bedarf keiner Ausführung;
bezüglich der Australneger vergl. Zeitschrift für vergleichende
Rechtswissenschaft, VIT, 365; bezüglich der
Birmanen vgl. Zeitschr. f. allg. Strafrechtswiss. V, 682;
bezüglich der Ainos vgl. Scheube, Mittheil, d. Deutschen
Ges. f. Ostasien, III, 239; bezüglich der afrikanischen
Stämme vgl. Post, Afrik. Jurisprudenz, IT, 64 ff.; bezüglich
des Hexenglaubens in China vgl. Gray, China, II, 24, De
Groot, übers, v. Chavannes, in den Annales du Musee Guimet,
I, 207; über Japan vgl. Michaelis in den Mittheilungen d.
Deutschen Ges. f. Ostasien. IV, 357. — In Malwa herrscht
die Annahme, dass die Hexe am 14., 15. und 29. jeden
Monats, und auch sonst zu bestimmten Zeiten besonders
kräftig sei: - man sieht sie mit rothen Augen, wallendem
Haar; nachts reiten sie auf Tigern und Krokodilen.
Malcolm, Memoir of Central India (London 1823), II, 213.
— In Lohardaga (Bengalen) findet sich auch der Wer-
wolfsglaube, der Glaube, dass sich Menschen in Tiger
verwandeln können. Hunter, Statistical Account of ßengal,
XVI, 334. — Der Glaube an bösen Zauber ist insbesondere
auch bei den islamitischen Stämmen sehr verbreitet. Man
kann durch ihn Feindschaft zwischen zwei Personen säen:
— man nimmt Erde aus einem Grab, spricht Zauberformeln
aus und wirft sie auf die zwei Personen oder ihre Häuser;
man nimmt Pfefferkörner und spricht über jedes Zauberworte
, je auf den Namen einer der Personen; oder man sagt
einfach böse Zaubersprüche. Herklots, Qanoon-e-Islam (London
1832), S. 345. Aber man kann auch eine Person zu Tode
zaubern: — man nimmt Erde aus einem Grab, bildet eine
Puppe daraus, macht sich Holzpflöcke, über die man den
Zauber spricht, und stösst diese Pflöcke in die Puppe
hinein, die man dann im Namen des Feindes begräbt; oder
man zeichnet ein Bild der Person auf den Grund, spricht
einen Zauber fünfhundertmal aus und schlägt mit einem
Schwert oder Pfeil auf das Bild — der Feind stirbt.
Herklots, S. 346, 347. Es sind dies Zaubereien, wie sie auf
der ganzen Erde üblich sind. — Auch über Lieb es tränke,
besonders bei den Islamstämmen und in der kabbalistischen
Wissenschaft, sind bei Herklots S. 341 ff. ausführliche Beschreibungen
zu finden. — Aber auch der Zauber, der die
Geister herbeiruft,* die dem Menschen dienstbar werden,
der Zauber, der böse Geister bannt, ist diesen Islamvölkern
geläufig; sie haben ein eigenes kabbalistisches System: böse
Geister werden aus dem Menschen aus- und in den Menschen
eingetrieben; seltsame Figuren sind dabei in Gebrauch,
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