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Kurze Notizen. 445
dann, die Offiziere zu vergessen und zu entlassen» Der
erwünschte Erfolg trat ein. Als die Dame aus ihrem
hypnotischen Schlaf aufgeweckt wurde, war sie vollständig
beruhigt und die Offiziere empfanden kein Hemmniss mehr,
das Haus der Kranken zu verlassen.
f) Die Nativität. — Die Leipziger Mediciner huldigten
vor Zeiten mehr scholastischem Wissen, als ihrem eigentlichen
Wirkungskreise, und besonders hatten sie sich
auch in Astrologie, Kabbalistik, Alchymie und ähnliche
Träumereien verrannt. So war es möglich, dass im Jahre
1470 ein Leipziger Mediciner, Magister Pausa, „ein Goldenes
Büchlein über Verlängerung des Lebens schreiben und dem
Rathe widmen konnte, worin er empfahl, sich mit den
günstigsten oder ungünstigsten Oonstellationen der Gestirne
bekannt zu machen und namentlich aller sieben Jahre vorsichtig
zu sein, weil da der menschenfressende Saturn regiere."
Dass dieser Aberglaube noch nach Jahrhunderten bestand,
beweist ein sensationelles Ereigniss aus dem Jahre 1645.
Der Kaufdiener beim Handelsherrn Sien, Jacob Eger, unterhielt
ein Liebesverhältniss mit Elisabeth Schilter, Tochter des
Professors Dr. Johann Schilter. Sie heirathete, wahrscheinlich
gezwungen, in gedachtem Jahre den Freitagsprediger an
der Thomaskirche Magister Daniel Müller. Nach wenigen
Monaten documentirte sich ihr früheres Verhältniss zu
Jacob Eger. Dieser wurde in Haft genommen. Er Hess sich
jedoch von einem angesehenen Arzte die „Nativität" stellen,
worin dieser nachwies, dass ein Sohn, den 10. Martii IG 1U
früh in der Nacht um 12 Uhr 45 Minuten geboren, von
unbezwingbarer Neigung für das schöne Geschlecht erfüllt
sei, und ein solcher Sohn sei Jacob Eger. Auf dieses
Argument kam Jacob straflos wieder auf freien Fuss. Die
betreffende Nativität, ein Manuscript von zwei Bogen mit
astrologischer Zeichnung, befindet sich in unserem Besitz.
Jacob Eger wurde später ein angesehener Bankier.
g) Prof. Gabriel Max hatte j<etzt einige Tage zum Besten
des bayerischen Frauenvereins in München seine ethnologische
Sammlung dem Besuche des Publikums geöffnet. In einem
besonderen Grlasschrank, der die Erinnerungen an Justinus
Kerner und seine bekannte „Seherin von Prevorst" enthält,
befinden sich in der Sammlung auch die interessantesten
Stücke aus dem Nachlass des verstorbenen Leipziger
Professors der Astrophysik Dr. Zöllner. Da hängt ganz
vorn die Schnur mit den vier Knoten, welche zu dem
berühmten Knotenexperiment diente, welches Zöllner in
Leipzig am 17. December 1877 mit dem amerikanischen
Medium Henry Slade ausführte. Zollner nahm ein längeres
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