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Deinhard: Directe Schrift.
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denen allerdings zwei wir Europäer gewohnt sind, für mehr
oder weniger ursprünglich spezifisch nordamerikanische
Kulturerscheinungen zu betrachten, während die dritte auch
in Europa, namentlich in England, neuerdings auch in
Deutschland, auftritt*
Das erste dieser „Zeichen der Zeit" nach Coues ist die
Frauenbewegung. Das laute Pochen an der Pforte der
modernen Gesellschaft, das Verlangen nach Eecht, Erziehung
und socialer Gleichstellung mit dem physisch stärkeren
Geschlecht beginnt mit dem Jahre 1848, wo dasselbe in
den Vereinigten Staaten seinen Anlauf zu einer geistigen
Bewegung nahm, welche bald darauf auch ihre Wellen
über den atlantischen Ocean herüber sandte. Im nämlichen
Jahre begann auch in der jugendkräftigen nordamerikanischen
Eepublik das zweite „Zeichen der Zeit"
nach Coues: — der Spiritualismus.
Der amerikanische Spiritualismus, jene mächtige Anstrengung
, den Schleier der Maja zu lüften, der uns das
Geheimniss des Todes verdeckt, wie stellt sich — wird
man fragen — unser Biologe zu dieser Bewegung? -
„Ohne Zweifel" — sagte Coues in jener Rede — „leidet der
Fortschritt des Spiritualismus viel mehr unter der Verschiedenheit
der Meinungen und Glauben sschattirungen
innerhalb der Reihen seiner Bekenner selbst, als durch
feindliche Angriffe von Aussen, oder selbst durch die
Vorwürfe, welche man ihm mit Recht raachen kann. Wie
jede spirituelle Frage buchstäblich tief in die Menschenseele
einschneidet, tiefer als Ruhm, Vermögen, Macht,
oder irgend ein zeitlicher Vortheil, da jene nicht nur für
jetzt, sondern für immer entscheidet, so entzündet und
nährt auch der Spiritualismus jede Leidenschaft, jede
Erregung, jede nur mögliche Verwirrung des Geistes. Auf
der einen Seite könnte der Spiritualist hinaufgehoben
werden zu den höchsten Bestrebungen, den reinsten
Empfindungen, den kühnsten seelischen Visionen, auf der
anderen aber könnte er auch den gemeinsten Zwecken
unterliegen, den rohesten Lastern und einer wahren
Verdunkelung der Seele, ja sogar die Führung seines
gesunden Urtheils, seiner Willenskraft und seines Gewissens
cinlüssen. Beiden Extremen begegnen wir täglich."
.Nach di^&en Auseinandersetzungen kennen wir etwa
Coues' vorsichtige Stellung gegenüber dem Spiritualismus,
was von grosser Wichtigkeit für die Beurtheilung des
Folgenden ist. Das dritte „Zeichen der Zeit" endlich
nach Coues ist die psychische Forschung, welche ja auch
diesseits des atlantischen Oceans namentlich in England
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