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460 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 10. Heft. (October 1892.)
erhaltenen Tafelschriften auf die Einwirkung von 'Spirits'
oder deutlicher: 'Geister verstorbener Menschen' zurückführt
. Prof. Coues beschreibt Mrs. Francis als eine ältliche
Dame, welche auf ihn und seine Grattin einen durchaus
günstigen Eindruck machte. Die Gäste wurden in ein nach
Süden zu gelegenes Zimmer geführt, durch dessen einziges
Fenster die helle Sonne hereinschien. In der Nähe desselben
setzte sich die Gesellschaft um einen kleinen Tisch herum;
Mrs. Francis sass auf einem niederen Schaukelstuhle. Auf
dem Tische lagen einige dünne „Silicate slates." (Ob diese
amerikanische „silieate-Tafel" aus Kiesel- oder aus Thonschiefer
besteht, bin ich zu entscheiden ausser Stande; es
thut aber gar nichts zur Sache, aus welchem Material
diese Tafeln, die von Prof. Coues selbstredend aufs sorgfältigste
zuerst geprüft und gereinigt wurden, bestanden,
da dieselben sicher nicht in irgend einer Weise präparirt
waren.) Mrs. Francis legte nun auf eine dieser Tafeln ein
kurzes Stückchen Griffel und hielt dieselbe dann mit einer
Hand unter den Tisch, während die andere Hand fortwährend
sichtbar über dem Tische blieb. Hierauf sprach
sie in bittendem Tone: — „Wollen die lieben Spirits, bitte,
schreiben?!"
„Dies versetzte" — schreibt Coues — „meinem wissenschaftlichen
Gewissen einen leichten Stoss. Denn wenn es
etwas giebt, was ich nicht leiden kann, so ist es gerade
die ss." — „Gleichwohl" — erzählt er weiter — „verhielt
ich mich still, und wenige Augenblicke darauf bewegte
sich etwas, tick, tick, tick, unter dem Tische, gerade wie
wenn der Griffel schriebe. So verhielt es sich in der
Tbat, und man stelle sich nun mein Erstaunen vor, als,
während sich dieses Ticken fortsetzte, Mrs. Francis
langsam die Tafel unter dem Tische hervorzog und ich
deutlich, wenige Zoll von meinem Gesicht entfernt,
beobachtete, wie der Griffel 'von selbst' schrieb und
die letzten Worte zu einem Satze, der beinahe die ganze
Tafel bedeckte, hinzusetzte." — In dieser Weise ging nun
die Sitzung über eine Stunde lang weiter. Ohne dass
Jemand den Griffel berührte, schrieb 'es' ganze Sätze,
wie alle Anwesenden nufs deutlichste beobachten konnten.
Manchmal änderte Mrs. Francis den 'modus operandi'
etwas ab, — und das scheint mir sehr bedeutsam, — so
dass sie z. B. die Tafel hoch in die Luft über den Tisch
hielt und ein Handtuch darüber breitete, mit demselben
Erfolg; oder dass sie mit einer Hand die Tafel, wie oben
angegeben, unter den Tisch hielt, und diese selbe Hand
von einer Hand der Mrs. Coues lest umschlossen wurde,
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