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470 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 10. Heft. (October 1892.)
Vorgänge nur von Kraft oder vielmehr von Kräften reden
darf und andererseits doch die Neigung hat, sich unter „Stoß"
noch etwas Anderes zu denken. Mit diesem Anderen geht
es aber ähnlich wie z. B. mit dem Newton? sehen „Lichtstoff."
Dieser „Stoff" entpuppte sich bei schärferer Betrachtung —
wie ja auch der .,Wärmestoff" — als Bewegung des „Stoffes."
Ist es da denn nun wunderbar, wenn wir dasjenige, was sich
vor unserem Geiste bewegt, als ein Wechselspiel von (latenten
und evidenten) Kräften erkennen ? Es existirt insofern ein
auffallender unterschied, als die eigentlichen Molecular-
(Atom-)kräfte eben etwas ganz Anderes sind als ihre Bewegungen
, Wellenbewegungen, d. h. Kraftabgaben von
Molecül zu Molecül. Und da dieser Unterschied in der
Erscheinung auffällt, so ist die Zähigkeit, mit welcher man
die „Stoffhypothese" festhielt, sehr wohl erklärlich. Die
Täuschung liegt ganz offenbar in dem Unterschiede, dass
die eigentliche Moleculaikraft nur direct auf nachbarliche
Molec^larkräfte einwirken kann, wohingegen die durch
moleculare Kraftdifferenzen bewirkten Wellenbilder (Aufnahme
, Abgabe, Weiterbeförderung von Kräften) sich
fortpflanzen und also ohne Ortsveränderung des sie veranlassenden
„Stoffes", vielmehr der sie veranlassenden
Moleculargewalt, als von dieser ausgehend empfunden
(geistig geschaut, wahrgenommen) werden.
Diese Erörterungen mögen mir das Recht geben, in
meinen späteren Betrachtungen an der Erkenntniss festzuhalten
* dass die Wahrnehmung des „Stoffes" im Grunde eine
Empfindung von Bewegungen molecularer Kräfte ist, dass,
kurz gesagt, sogenannter „Stoff" Kraft ist.
Und diese Kraft ist — wo man sie rein, d. h. unbeeinflusst
von anderen Kräften findet — des persönlichen Gottes
Kraft, deren Bewegungen der „menschliche" Geist wahrnimmt
, empfindet, schaut. Und darüber bald mehr!
Das Sprechen in fremden Zungen.
Von Dr. Carl du Prel.
III.
(Schluss von Seite 434.)
Camerarius erwähnt eine besessene Frau, welche griechisch
sprach, aber so barbarisch, dass die anwesenden Gelehrten
sie auslachten; der aus ihr sprechende „Dämon" schob die
Schuld auf das Medium, dessen Zunge er nicht in seiner
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