Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 475
(PDF, 168 MB)
Bibliographische Information
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du Prel: Das Sprechen in fremden Zungen. 475

mediumistisclie Erscheinung; dieser Scliluss wäre aber eben
so statthaft, wenn die Botschaft gesprochen worden wäre.

Wenn nun bei solchen Botschaften das Medium passiv
ist und sie nicht einmal immer mit Verständniss begleitet,
wer ist dann der eigentliche Sprecher oder Schreiber? Die
nächstliegende Hypothese ist jedenfalls die, dass es sich um
verstorbene Menschen handelt; denn Sprechen und Schreiben
sind menschliche Fähigkeiten, und eine menschliche Fähigkeit
ist es auch, wodurch derartige Inspirationen bewirkt
werden können. Das lehrt der Hypnotismus. Es ist nun
einmal Thatsache, dass hypnotische Suggestionen, die sich in
Sprechen, Schreiben oder andere Handlungen umsetzen, auch
wortlos ertheilt werden können. Da nun aber — die Unsterblichkeit
vorausgesetzt — die Verstorbenen als denkende
und wollende Wesen fortdauern, so müssen wir ihnen auch
die Fähigkeit der wortlosen Suggestionen zusprechen; denn
was der Hypnotiseur ohne den Gebrauch seiner Körperlichkeit
vermag, die Suggestion, das vermag der Verstorbene
auch ohne den Besitz der Körperlichkeit.

Der moderne Spiritismus kann also nur denen als etwas
Neues erscheinen, die das Alte nicht kennen. In Wahrheit
aber sind die Sprachmedien eine uralte Erscheinung.
Professor Cervello berichtet über ein Mädchen, welches einst
erklärte, sie würde heute griechisch sprechen und schreiben,
am zweiten Tage französisch und am dritten englisch. Sie
benahm sich nun wie eine Griechin, — so schien es
wenigstens den Anwesenden, — und sprach griechisch,
dagegen sie von ihrer Muttersprache nichts mehr zu wissen
und sie nicht mehr zu verstehen schien. Am anderen Tage
hatte sie griechisch und italienisch vergessen, hielt sich für
eine Pariserin und sprach französisch, was sie übrigens
gelernt hatte. Für den dritten Tag zog man ein paar
Engländer herbei. Nun verstand sie weder italienisch noch
französisch, conversirte aber englisch, was sie nie gelernt
hatte. Sie wurde exorcisirt, aber vergeblich.1)

Zu den bestbeglaubigten Fällen gehört der der Tochter
Laura des Eichters Edmonds. Sie sprach nur englisch und
etwas französisch, als Medium aber lateinisch, griechisch,
italienisch, spanisch, portugiesisch, polnisch, ungarisch und
einige Indianermundarten, und zwar mehrmals mit Zeugen,
welche die Sprachen kannten, und mit welchen sie conversirte
. Zuweilen aber verstand sie selbst nicht, was sie
sprach. Oft redete sie Stunden lang leicht und fliessend
fremde Sprachen. Mit einem vornehmen Griechen, der

*) Du PoUl\ ~~ „Journal du magn&isme." XV, 481—483.


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