Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
19. Jahrgang.1892
Seite: 481
(PDF, 168 MB)
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N. N.: Wie ist Heilung möglich? 481

mit der Zungenlage musste sie machen, „damit sie einzelne
Töne schöner sänge." Insbesondere aber waren die
Schreibmittheilungen, die sie mir vorlegte, ganz erstaunlicher
Art. Sie wurde viel zum Gebet aufgefordert und
zum Kirchengehen, insbesondere wurde sie ermahnt, für
einige noch lebende Personen ihrer Familie zu beten.
Dann aber kamen angeblich von ihrem verstorbenen Bruder
und Schutzgeist Mittheilungen, die ihr höchst unglaublich
erschienen, so dass sie ihre Zweifel aussprach, endlich auch
das Geständniss bekam, dass sie es eben jetzt mit einem
Geiste zu thun habe, der daran Gefallen finde, sie zu
necken, und der sie nicht loslassen wolle u. s. w. Sie nahm
nun wieder ihre Zuflucht zum Gebet, and es war ihr, als
zöge sie Etwas auf die Kniee! — Nun wollte sie auch vor
ihrer Zimmerthüre ein Umherschleichen gehört haben,
und sie versicherte mir, dass sie aus Angst nicht mehr
schlafe, dass sie mit fast unwiderstehlicher Gewalt zum
Schreiben und besonders zum Singen getrieben werde.
Von Letzterem gab sie mir, als wir zehn Minuten allein
waren, eine Probe; sie stellte sich in die Mitte des Zimmers,
worauf ihr Oberkörper sofort anfing, sich im Takte hin-
und her zu wiegen. Die Arme waren dabei halb ausgestreckt
. Der Gesang begann leise und wurde immer
stärker, bald war es Alt, bald Sopran, die Meiodie wirklich
fast ergreifend und jedenfalls im Augenblick erfunden, die
Au^eii dabei in fast unnatürlichem Glänze. Ich bat sie
nach Schluss des Gesanges, keinerlei weitere Versuche
mehr zu machen, ja dem Drange darnach im Gebete zu
widerstehen, was sie mir auch feierlich versprach. Zu
alledem kamen noch viele Unannehmlichkeiten in
dem Hause, wo sie seit kurzem als Erzieherin thätig war,
und es kam gestern zu einem Bruche. Das liebe Fräulein
geht nun nach Athen, um dort eine Stelle zu suchen, ich
bin aber in grösster Sorge und Unruhe um sie, die sich
bei mir zur Qual steigert durch den Gedanken, dass ich
ihr — freilich auf ihre Fragen und Bitten — das Wenige,
was ich vom Spiritualismus weiss, mitgetheilt habe, und so
die Urheberin geworden bin von dem peinlichen seelischen
und pecuniären Zustande, in dem die Arme nun ist. Ich
nahm sie diese JNacht zu mir, damit sie nicht allein sei.

Ich hoffe, verehrtester Herrl Sie werden mir die grosse
Bitte nicht versagen, die ich an Ihre Güte und Menschenfreundlichkeit
wage, mir Rath geben zu wollen, wie sich
das Fräulein zu verhalten habe gegenüber dem innerlichen
Drange, zu schreiben, denn sie muss ihre Hände fast
gewaltsam zur Ruhe zwingen.

Psychische Studien* October 1892. 31


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