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Mag. Sebaldus: „Bei der Lampe Dämmerschein." 501
„Wie gross ist wohl die Ueberschuldung ?" — „Das
weiss ich nicht, denn ich kümmerte mich nicht viel darum."
„Wie geht es dem Inhaftirten, und was wird wohl sein
Schicksal sein?" — „Sein Schicksal weiss ich noch nicht,
das müssen wir einem Höheren anheimstellen."
„Kommen wir auch in Schaden?" — „Wenn ihr vorsichtig
seid, nicht; aber das müsset ihr sein." —
Diese drei letzten Antworten erscheinen mir sehr
'fragwürdig', nämlich, der etwas kindlichen Zumuthung
unsererseits entsprechend, so recht eigentlich 'rein menschlich
' und geradezu Binsenwahrheiten. Immerhin bedünken
sie mich insofern von einiger Bedeutung, als sie — wenn
wir eine antwortende Intelligenz in uns annehmen dürften
— nach meiner Ansicht ein wenig 'geistreicher' hätten ausfallen
müssen. Es sind eben auf diesem Gebiete die Räthsel
,eine Rolle ohne Ende*. — Für diesen Abend machten wir
übrigens Schluss und versammelten uns wieder mit dem
Vorsatze, die gleiche Angelegenheit noch einmal 'auf den
Tisch des Hauses niederzulegen*, am 12. December 1890
„bei der Lampe Dämmerschein."
Diesmal äusserte sich sofort (angeblich) der vor circa
4 Jahren verstorbene Vater des 'Helden' unseres Dramas,
G. W., und wir pflogen in raschem Wechsel von Frage
und Antwort die nachstehende Unterhaltung mit dem
alten Herrn, der auch dem Berichterstatter persönlich
bekannt war.
'Intelligenz': — G. W.
Frage: — Warum kamst Du heute in unserem Cirkel?"
— Antwort: — „Ich musste. Es lässt mir keine Ruhe
durch all die traurigen Vorgänge."
[Wenn wir die sich äussernde Intelligenz im Jenseits
suchen müssten und überhaupt auf derartige „Bekenntnisse"
etwas geben dürfen, so würde diese Antwort wieder beweisen,
dass irdische Vorgänge im Stande sind, die geistige Ruhe
der Abgeschiedenen zuweilen zu stören. Nach der landläufigen
Annahme — oder Erfahrung? — beunruhigen
gewisse „Geeister" zuweilen die Menschen, der obigen Erklärung
nach, die übrigens nicht allein steht, vermögen aber
auch umgekehrt die noch im Fleische Wandelnden die
Bntkörperten in Unruhe zu versetzen. Doch halten wir
uns nicht mit weiteren Grübeleien auf, sondern zunächst
an das Gegebene, das meines Erachtens immerhin zum
Nachdenken herausfordert.]
„Sähest Du, dass es schlimm stand?" — „Ja, schon
lange. Ich bin froh, dass ich es nicht mehr erleben musste."
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