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508 Psychische Studien* XIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1892.)
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Beweisen ist, nämlich: — dass das Medium während ihres
Aufenthaltes hierorts ihr Zimmer mit einer anderen Dame
theilte, die auch ein Mitglied unserer Gesellschaft ist, und
diese Dame versichert bestimmt, den vorerwähnten Unterrock
gesehen zu haben, als sie und das Medium sich vor dem
Verlassen ihrer Wohnung für die Seance ankleideten, und
erklärt, dass er sich da ohne Riss oder Loch befunden,
und da sich das Loch faktisch an einer so sichtbaren
Stelle befand, so hätte es unmöglich von ihr unbemerkt
bleiben können. Von diesem Augenblicke bis zu dem, wo
sie das Seance-Zimmer erreichten, hatten sie sich nicht von
einander getrennt, und nach der Seance waren sie zusammen,
bis die Entdeckung, die für sie Beide gleich überraschend
war, gemacht wurde. In Folge dessen haben wir hier einen
Beweis so klar wie der Tag dafür, dass das Medium selbst
weder willkürlich, noch unwillkürlich etwas zu thun gehabt
haben konnte mit dem an seinem Unterrocke verübten
Schaden. Seitdem habe ich Gelegenheit gehabt, das
„corpus delicti" zu prüfen und genau den Umriss des
Loches zu messen, welcher ungefähr 9 Zoll Länge und von
l1^ bis 2 Zoll Breite und das ÜLussehen hatte, als ob es
herausgerissen worden wäre.
Mit diesem Beweise versehen, nahm ich meinen Platz
ein bei der nächsten Sitzung, Sonntag den 19. desselben
Monats, vollkommen überzeugt, dass ein Unfall irgend
welcher Art oder sonst etwas dem Hüllstoff widerfahren
war, als er rings im Oirkel umher ging. Nach den
Andeutungen des Mediums über die Stelle, von der aus
sie das unangenehme Gefühl, das sie ergriff, empfunden
hatte, entdeckte ich bald, dass meine Vermuthungen richtig
waren, und dass zwei Herren, welche in der
hinteren Keihe gesessen, die Gelegenheit
ergriffen hatten, sich mit einem Stück des
weissen Hüllstoffes zu versorgen. JSie gestanden
jedoch, dass es nicht mit ihrer Absicht geschehen wäre,
sondern dass der Hüllstoff bereits zerrissen war, ehe er zu
ihnen gelangte, und als er in das Kabinet hineingezogen
wurde, sei ein grosses Stück quer über ihren Knieen liegen
geblieben. Sie theilten dann dieses „gefundene Fressen44
zwischen sich und, ich muss es leider zu ihrem Diskredit
gestehen, unterliessen es, uns von dem Vorfall am Schlüsse
der Seance zu benachrichtigen, was, wie ich glaube, das
wenigste gewesen wäre, was sie hätten thun können; aber
damals hatten sie nicht erwartet, dass die Dinge eine so
ernste Wendung nehmen würden. Ich habe indess in diesem
gegenwärtigen Augenblicke die identischen Stücke des
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