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Handrich: Reflexionen über den nächtlichen Leuchter, 515
elterlichen Berichte vom wissenschaftlichen Gesichtspunkte
aus vermindert wird durch eine zu grosse Geneigtheit derselben
, Vorbedeutungen in ihnen zu sehen", so erklärt er
den Gegenstand doch für interessant und erachtet besonders
den wilden Jäger als gestützt durch die bestätigende Mittheilung
des Herrn Langell aus Kasan aus der „Münchener
Allg. Ztg." 1885 (s. „Psych. Stud." August-Heft 1892 S. 395 ff.).
Ich darf mir vielleicht die bescheidene Bemerkung erlauben,
dass das Hauptgewicht bei allen diesen mitgetheilten Erlebnissen
auf ihren wirklichen Beziehungen zu später eingetretenen
Familienereignissen beruhen dürfte. Dieser
Gesichtspunkt könnte doch die scheinbar etwas zu grosse
Geneigheit meiner im Leben sonst sehr praktischen Grosseltern
und Eltern, an derartige Vorbedeutungen zu glauben,
wohl einigermaassen entschuldigen, wenn nicht gar rechtfertigen
. Meine selige Muttor war übrigens nicht blos sechs
Jahre, sondern stand bereits in ihrem achten Lebensjahre,
als sie Frühjahr 1813 den wilden Jäger hörte. Der „Society
for Psychical Research'* bleibt es natürlich ganz anheira-
gestellt, ob sie diese Geschichten für mich höchst glaubwürdiger
Personen für voll nehmen will oder nicht; für sie
waren sie ja nicht speciell geschrieben. Ich bereite übrigens
eine Fortsetzung derselben für den neuen Jahrgang 1893
vor. — Gr. (7. Wittig.
„I c h."
Von Johanne» Äpaiiuth.
Wer bin ich? — Ich bin „ich." — Mehr vermag ich
mir mit absoluter Gewissheit auf diese Frage nicht zur
Antwort zu geben. Was bin ich? — Ein „schauendes",
d. h. in jedweder Sinnesrichtung empfindendes Subject.
Was schaue ich? — Das All, soweit mein „Schauen" reicht.
Das alles sagt mir mein Bewusstsein. Was aber ist
mein Bewusstsein? Ist es etwas Anderes wie ich? — Nein,
was denn, ich bin's ja selbst! ich sage mir das ja selber.
Wie komme ich nur dazu, mich in mehrere Subjecte zerlegen
zu wollen? — Bs ist eine Täuschung, dadurch veranlasst,
dass noch etwas Anderes zu mir „spricht", als ich allein.
Ich vermag wohl mit mir selber zu leden, aber wovon
denn? — Nun, vom „Geschautem", d. h. von dem, was zu
mir „gesagt" wird. — Und sonst noch? — Ei gewiss, von dem
„Wollen", mit dem ich das „Geschaute", das mir „Gesagte"
hinnehme. — Steht es mir denn frei, das „Geschaute", das
„Empfundene" aufzunehmen, wie ich will? — Ja doch, ich
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