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536 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1892.)
der Naivetät von Seiten der „Entlarvungsfirma Cohn", die
anzunehmen scheint, dass eine als Medium sich gerirende
Betrügerin es dem Zufall anheimstellt, ob sie in einem ihr
„gefälligst zur Disposition gestellten Kleiderschrank*' passende
Garderobe und Requisiten findet, und im bejahenden Falle
wirklich „grün" genug ist, dieselben vor den Augen ihrer
Eigenthümer als eine aus Undulations-Wirbeln gebildete,
materialisirte Anstattung" denselben vorzuführen. Es wird
eben hier gerade so sein wie überall, dass man die auf
den nämlichen Gesetzen beruhenden Phänomene der
physischen und psychischen Effecte oftmals kaum auseinander
zu halten vermag, umsomehr als in Folge von Wechselwirkung
das „Eine" sich in Wirklichkeit oft vom „Anderen"
kaum unterscheidet.
Darum finde ich nichts natürlicher als das Achselzucken
der Skeptiker und Uneingeweihten, denen die Erfahrung
mangelt, die ja auch uns Wissende gerade auf Grund
derselben oftmals im Banne des „Zweifels" und des „Verdächtigens
" hielt. — Beiliegend ein Abzug der („Psych,
Stud." Juli-Heft er. S. 330 ffv resp, S. 333 ff.) besprochenen
„Spiritphotographie." — Im Suchen nach Wahrheit Ihr treu
verbundener und ergebener Hermann Bandrich.
c) Herr Anton Schmoll in Paris schreibt uns von
St. Laurent (par Bayeux, Calvados) an der Küste der
Normandie aus unterm 20. September er. unter Anderem
auch Folgendes: — „Vorgestern in Gesellschaft auf der
Terrasse, die nach dem Meere blickt mit prachtvoller
Aussicht bis zum Cap Cotentin bei Cherbourg, gab Madame
de Grandfort, eine völlig skeptische Schriftstellerin, folgende
Beschreibung von Granville (Manche): — 'Eine sonderbare
Stadt! Wenn man da ankommt, sieht man sich vergebens
nach dem Meere um. Man glaubt sich auf dem Lande.
Fragt man den Weg nach dem Meer, so weist man Einem
einen mit Häusern und Strassen bedeckten Hügel hinauf;
hernach geht's bergab, kreaz und quer. So gelangt man
an ein grosses, halb verwittertes Thor von romanischem
Stil, welches den Eingang zu einer Art von Hohlweg
bildet/ u. s. w., u. s. w. Aufmerksam schon zu Anfang
dieser Beschreibung, wurde ich von Moment zu Moment
immer erstaunter. Madame de Grandfort erzählte mir da,
ohne es zu ahnen, Zug für Zug, Detail für Detail, einen
Traum, den ich vor etwa einem Jahre gehabt, aber seitdem
vollständig vergessen habe. Nichts fehlte. Die allergeringsten
Einzelheiten in der Schilderung der Dame erweckten sofort
in meiner Erinnerung die entsprechenden Einzelheiten jenes
Traumes. Die Schilderung und der Traum deckten sich.
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