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Kurze Notizen. 541
zu haben. — Dass das Dienstmädchen aber den ganzen
Spuk verübt haben soll, hält der Einsender und mit ihm
gewiss eine Menge anderer Zeugen für unmöglich. In den
Händen eines hiesigen Rechtsanwalts befindet sich eine Liste
mit den Namensunterschriften von über 50 Herren, auch
von einigen sachverständigen Herren aus Leipzig, die bereit
sind, vor Gericht zu bezeugen, dass sie das Klopfen gehört
haben zu einer Zeit, wo das Dienstmädchen sich in der
Küche oder im Garten oder auswärts befand. Sie hat
allerdings ein Protokoll unterschrieben, nach welchem sie
erklärt haben soll, den Spuk von A bis Z ausgeführt zu
haben. Auf die an sie nach ihrer Rückkehr vom Verhör
gestellte Frage, warum sie das unterschrieben hätte, wenn
sie sich unschuldig wisse (mit Ausnahme des zweimaligen
Klopfens aus Spass), erklärte sie unter Weinen und Schluchzen,
sie hätte vor Angst und Zittern kein Wort herausbringen
können und wäre froh gewesen, als sie hätte gehen können.
Einsender Dieses ist überhaupt der Ansicht, dass das
Mädchen sich der Bedeutung dieses Protokolls gar nicht
bewusst gewesen ist und nur hat fortkommen wollen. Sie
war von ^ll bis 2 Uhr auf dem Plagwitzer Polizeibureau.
— Es ist sehr bedauerlich, dass über eine so ehrenwerthe
Familie, die sich seit einer Reihe von Jahren in Lindenau
des besten Leumundes erfreut, so kurzer Hand der Stab
gebrochen wird, denn nichts ist leichter, als seinen lieben
Nächsten geschäftlich und in Ehre und Ansehen zu
schädigen. — Dass Herr Sander unabsichtlich bei dieser
„Spukerei" Geschäfte gemacht hat, dazu hat ihm das liebe
Publikum unaufgefordert verholfen, denn er kann doch seine
Gäste nicht zum Hause 'rauswerfen. Er ist übrigens
schon seit Wochen angehalten, sein Local um 11 Uhr zu
schliessen, warum, ist eigentlich unerklärlich, denn von
Ruhestörungen in seinem Local ist noch nichts gehört
worden. — N."
h) Die Beilage zur „Neuen Deutschen Ztg. Leipziger
Tages-Anzeiger." XIII. Jahrg. Nr. 249 v. 25. October er.
bringt folgenden Artikel: — Herr Eugen Ziegler hier schreibt
uns: — „Ihre Erklärung des 'Spukes' in Lindenau schlottert
derartig, dass sie beim blossen Anschauen zusammenknickt.
Voraus schicke ich noch, dass das Schiller9sehe Wort: — 'gegen
die Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens' — recht beweislos
ist; jeder Gegner kann es dem andern zurufen; es wird
als Schimpferei missbraucht. — Nun zur Sache: — Ein Fopper
klopft mehrere Stunden am hellen Tage 'mit der Bürste*
und so laut, dass der Lärm 200 Meter weit vernommen
wird; der Fopper wird sonderbarer Weise nicht ertappt!
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